Autor: Christoph Martsch-Grunau

  • Einstieg in die Künstliche Intelligenz – Warum? Wie? Was?

    Dieser Beitrag ist in zwei Sprachen verfasst. Click here for the English version.

    KI — Was, Warum, Wie

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    05.10.2025 KI: Warum? Wie? Was?
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    Hallo und willkommen zu meinem kleinen Podcast‑Begleittext über Künstliche Intelligenz.

    Was ist das? Warum benutzt man sie? Und wie funktioniert das eigentlich in der Praxis?

    Die folgenden Gedanken basieren auf einem Vortrag bzw. einer Workshop‑Reihe, die ich in den letzten Jahren öfter gegeben habe. Ich habe das Ganze vertont – und hier bekommst du die textliche Fassung dazu, damit du dir in Ruhe einen Überblick verschaffen kannst.

    Vorweg: KI bewegt sich schnell. Darum konzentriere ich mich auf Punkte, die grundsätzlich und dauerhaft hilfreich sind. Dann legen wir los.

    Was ist künstliche Intelligenz – wirklich?

    Eine Definitionsmöglichkeit hat der englische Ethiker Mark Coeckelbergh in seinem Buch AI Ethics formuliert:

    Künstliche Intelligenz ist eine Intelligenz, die mit technologischen Mitteln angezeigt oder simuliert wird. Am Maßstab menschlicher Intelligenz gilt sie als „intelligent“, wenn sie die Arten von Fähigkeiten und Verhaltensweisen reproduziert, die Menschen zeigen.

    Es gibt natürlich auch andere Definitionen – je nach Fachgebiet und Perspektive. Spannend finde ich hier die enge Kopplung: Menschliche und künstliche Intelligenz werden wechselseitig aufeinander bezogen. Erst musst du klären, was „künstlich“ im Unterschied zu „menschlich“ bedeutet – und was wir überhaupt unter „Intelligenz“ verstehen. Eine einheitliche Antwort gibt es über die Disziplinen hinweg nicht.

    Für den praktischen Technik‑Alltag hilft mir ein anderer Startpunkt: Was ist KI – und was nicht? Heute bekommt vieles das Label „KI“, obwohl es in Wahrheit gut gemachte, klar definierte Algorithmen sind.

    Ein Algorithmus folgt einer festen, vorgegebenen Abfolge von Schritten, um auf Eingaben zu reagieren. Von KI sprechen wir eher, wenn etwas Neues generiert wird, wenn Zufall eine Rolle spielt oder sehr große Datensätze im Spiel sind.

    Generative KI – etwa ChatGPT für Text oder Midjourney und Stable Diffusion für Bilder – sind dafür gute Beispiele. In die Verarbeitung deiner Anweisung (deines Prompts) fließt viel Rechenleistung. Solche Systeme kommen auch mit ungewohnten Nutzungsmustern zurecht. Klassische Formeln in einer Tabellenkalkulation hingegen brechen leicht, wenn du völlig andere Daten hineinkippst. Aus dieser Perspektive lässt sich zwischen klassischen Algorithmen und KI unterscheiden – auch wenn selbst diese Grenze nicht endgültig ist.

    Technische Grundlagen – der „stochastische Papagei“

    Ich bin kein Informatiker; es geht hier nicht um Mathe‑Tiefflug. Um die Wirkung von KI im Alltag zu verstehen, reicht ein Bild, das in der Informatik geprägt wurde: die KI als stochastischer Papagei. „Stochastisch“ heißt: Wahrscheinlichkeiten, Würfeln, Muster. „Papagei“ heißt: nachplappern.

    Ein trainiertes KI‑Modell – für Text, Bilder, Audio oder Video – erzeugt Ausgaben ohne menschliches Verständnis. Da ist nichts, das „versteht“, „erkennt“ oder „fühlt“, was produziert wird. Stattdessen werden im Vorfeld große Mengen an Texten, Bildern und anderen Daten analysiert. Das System findet Muster und bildet sie statistisch ab. Deine Eingabe wird mit diesem gelernten Musterbestand abgeglichen – und darauf reagiert das System. Man kann es sich wie ein Gespräch zwischen Datenbestand und deinem Anliegen vorstellen. Hinter den Kulissen wirken weitere Parameter und Verfahren – oft das „Geheimrezept“ der Firmen. Entscheidend ist: Es wird berechnet, welche Wörter wahrscheinlich folgen oder welche Pixel gesetzt werden.

    Das Mini‑Beispiel kennst du vom Smartphone: Du tippst „Sehr geehrte Damen und Herren“ und die nächsten Wörter werden dir vorgeschlagen. Große Sprachmodelle tun Ähnliches – nur auf viel größerer Datenbasis und mit Nachbearbeitung. Im Kern kann eine Maschine aber nur „sagen“, was sie gelernt hat – kombiniert, neu zusammengesteckt, manchmal überraschend kreativ. In diesem Sinn plappert die KI Muster zurück.

    Faktentreue und Fehler

    Die naheliegende Frage: Kann KI sachlich korrekt antworten? Wenn Ausgaben das Ergebnis von Wahrscheinlichkeiten sind, ist „am wahrscheinlichsten“ nicht automatisch „wahr“. Details können falsch sein. Bildmodelle zeigen Artefakte (erinnere dich an extra Finger oder verschmierte Schrift in den ersten KI-Bildern). Bei Texten ist es tückischer: Falsches kann plausibel klingen. Frühere Modelle konnten ausführlich erklären, warum der Himmel grün ist – sehr überzeugend – und doch falsch liegen.

    Die Unternehmen haben Korrekturschichten eingebaut, ohne alles offenzulegen. Trotzdem zeigen neuere Untersuchungen: Auch aktuelle Modelle machen Fehler, oft weil sie lieber irgendeine Antwort geben, statt „ich weiß es nicht“. Wüsste ein System wirklich, dass es etwas nicht weiß, würde es den Fehler nicht produzieren. Bei Bildern erkennst du Unstimmigkeiten schneller, bei Texten eher später.

    Hinzu kommt: Viele Tools durchsuchen inzwischen das Netz und zeigen Quellen an. Das wirkt gut – es gibt kleine Zitat‑Blasen zum Anklicken. Aber auch das hat eine Voreingenommenheit. Du siehst nicht, welche Quellen nicht ausgewählt wurden. Wer schon mal auf Seite 3, 4 oder 5 der Suchergebnisse gelandet ist, weiß: Da liegt oft Nützliches. Wenn die KI für dich auswählt, entgeht dir der Rest. Nutze Quellenangaben als Hilfe, nicht als endgültigen Beweis.

    Warum KI einsetzen – oder auch nicht?

    Starte mit deinem Warum. Wer weiß, warum er etwas tut, findet leichter Wege, wie und was zu tun ist. Das gilt bei KI besonders, weil sie theoretisch überall ansetzen kann. Frag dich: Warum setze ich das ein? Welche Rolle spiele ich im Prozess?

    Ein einfacher Einstieg: Kläre deine Erwartung. Möchtest du Zeit sparen? Etwas Neues ausprobieren? Ein konkretes Problem lösen? Das hilft beim Formulieren von Prompts – und manchmal merkst du: „Das kann ich auch selbst.“ Menschen können zuhören, verstehen, Vertrauen aufbauen. Gerade in kirchlichen Kontexten zählt das viel.

    Denk auch über deine Zeit nach. Wenn Leute fragen: „Was kann man mit KI alles machen?“, empfehle ich einen Blick auf die ganze Woche. Wenn das, was du gerne machst – z.B. eine Predigt schreiben, eine Andacht, einen Vortrag – etwas ist, das du selbst am besten tust, dann schau auf die anderen Stellen, an denen KI Zeit sparen kann, damit du Zeit für das Wichtige hast. Beispiel: Eine heikle E‑Mail. Lass dir von KI Entwürfe geben, um in Gang zu kommen.

    Aber: Du musst KI nicht überall nutzen. Wenn du eine Aufgabe nur machen willst, „weil KI das kann“, frag dich ehrlich, ob die Aufgabe überhaupt nötig ist. Wenn im Gremium niemand deiner regelmäßigen Andacht zuhört, rede vielleicht mit der Runde darüber, warum ihr die Andacht haltet – statt reflexhaft KI einzusetzen.

    Am Ende bleibst du verantwortlich für das, was du veröffentlichst. Wenn du zu viel auslagerst, verlierst du Nähe zur Sache. Das Ringen um Worte – zum Beispiel bei einer Predigt – ist Teil des Ergebnisses.

    Um Verantwortung zu tragen, brauchst du ein Grundverständnis davon, was KI tut. Kein Vollstudium, aber genug, um prüfen zu können. Und noch eine Frage: Fühlt sich der Einsatz von KI für dich stimmig an – mit Werten und Berufung? In einem Seminar fragte jemand: Kann eine KI‑Predigt vom Heiligen Geist inspiriert sein? Tiefe theologische Fragen. Praktisch bleibt: Ist es noch deine Arbeit?

    Ich bin hier bewusst vorsichtig. Wenn wir KI überhöhen, messen wir unser Tun ständig an der Maschine. Wenn wir KI als Werkzeug sehen – wie Stift, Papier, Schreibmaschine –, kann sie helfen. Frag dich: Welcher Anteil bist du? Welcher Anteil ist die KI? Mit einer nüchternen Haltung im Alltag fügt es sich stimmiger.

    Wie KI nutzen: Haltung zuerst

    Bevor du Tools auswählst, geht es um Haltung. Du kannst KI als Werkzeug in deinen Ablauf stellen: Du stehst vor der KI, weißt, was du willst, gibst einen Auftrag, prüfst das Ergebnis, iterierst, behältst Richtung und Tempo.

    Mein Lieblingsbild ist das E‑Bike. Ein E‑Bike ist kein Moped. Du trittst selbst. Ab einer Geschwindigkeit hilft der Motor nicht mehr. Du lenkst. So auch mit KI: „KI, mach meinen Job“ funktioniert nicht. Du bringst eigene Leistung ein und lässt dir dort helfen, wo es hakt. Vielleicht schaust du nicht mehr auf ein leeres Blatt, sondern auf einen Rohtext – das Finale machst du.

    Das Gegenbild ist das Fließband. Du stehst hinter der KI. Du feilst am Prompt und nimmst das erste Ergebnis. Die KI legt Struktur, Stil und Inhalt deines Textes fest – oder die Bildsprache und Farben deines Bildes. Das ist bequem und schnell, aber dein Werk verliert Tiefe. Und du kannst es nicht wirklich vertreten. Es wäre, als würdest du ein Stichwort tippen, am Sonntag eine KI‑Predigt vorlesen und hinterher nicht sagen können, warum du das so gepredigt hast. Menschen gehen davon aus, dass du es geschrieben hast. Darum: reflektierter Einsatz, Kontrolle behalten, Ergebnis verantworten.

    Das Krüger‑Axiom

    Marcel Krüger, ein Freund von mir, hat es so auf den Punkt gebracht:

    Um KI als Werkzeug zu benutzen, musst du zuerst das Handwerk verstehen.

    Was heißt das? Starte mit Aufgaben, die du auch ohne KI gut könntest. Wenn ich eine KI Teile einer Predigt entwerfen lasse, muss ich beurteilen können, ob das trägt. Als ausgebildeter Theologe merke ich, wenn der Ton nicht passt, theologische Nuancen schief sind oder der Text schlicht langweilt. Um zu verbessern – durch neues Prompting oder durch Bearbeitung in Word – brauche ich Fachwissen. Das gilt in deinem Feld genauso. Im Konfi‑Kurs musst du deine Jugendlichen kennen. In der Bildarbeit brauchst du ein Gefühl für Motive und Wirkung.

    Wenn du dein Handwerk kennst und die Stärken und Grenzen der KI einschätzen kannst – wo du ihr trauen kannst und wo sie abdriftet –, kannst du sie in unbekannten Bereichen einsetzen, etwa bei einem Hobby. Dort prüfst du mit anderen Quellen gegen, und das Risiko ist klein. Da kann KI Sparringspartner sein. Wovon ich abrate: KI blind zu nutzen, wo du die Ergebnisse nicht verifizieren kannst. Bei mir ist das Finanzen. Ohne Expertise würde ich keine Aktienberatung von KI übernehmen – ich könnte nicht beurteilen, ob ich Geld verbrenne. Wenn du dich auskennst oder etwas lernst und es nicht kritisch ist, kann KI helfen.

    Gesellschaftliche und ökologische Herausforderungen

    Bias/Verzerrung. KI kann nur aus dem lernen, was sie gesehen hat – und Datensätze sind nicht perfekt. Online steht viel Falsches; Bilder können irreführen. Modelle reproduzieren das. Das führt zu Diskriminierung. Eine Zeit lang zeigten Bildmodelle bei „Krankenhauspersonal“ häufig männliche Ärzte und weibliche Pflegekräfte. Natürlich gibt es Chefärztinnen und männliche Pfleger, diese wurden aber selten generiert. Genau hier bist du gefragt: Wenn du den Bias gar nicht bemerkst, veröffentlichst du ihn und verstärkst ihn. Dem kannst du entgegnen, wenn du dein Bewusstsein schulst. Das nimmt dir KI nicht ab.

    Datenschutz und Privatsphäre. Ein großes Thema ist die Herkunft der Trainingsdaten. Vieles wurde aus dem Netz kopiert – ohne Zustimmung. Deswegen laufen sogar Rechtsstreitigkeiten. Beispiel: Stand September/Oktober 2025 sind die New York Times und OpenAI in laufender Auseinandersetzung. Das hat Folgen dafür, was gespeichert und was gelöscht wird. Firmen werben mit Sicherheit. Aber kannst du sicher sein, dass deine Prompts, Texte und Bilder nicht in der nächsten Modellversion landen? Meine Faustregel: Tippe nur das in eine KI, was du auch mit Kreide auf einen Marktplatz schreiben würdest. Keine persönlichen Daten, keine Telefonnummern, keine Orte, keine seelsorgerlichen Inhalte. Du hast keine Kontrolle, was danach passiert.

    Arbeit und Berufe. Der Druck ist spürbar. Illustrator:innen, Texter:innen, Autor:innen – sogar Seelsorge und Psychotherapie – bekommen Konkurrenz durch KI‑Angebote. KI kündigt niemandem. Aber Organisationen streichen Einstiegsrollen: „Das macht jetzt die KI.“ Bitter, wenn Modelle zuvor an Werken genau dieser Leute trainiert wurden. Wir als Kund:innen entscheiden mit. Ja, KI spuckt schicke, fotorealistische Bilder aus. Aber vielleicht gibt es bei dir vor Ort jemanden, der das beruflich macht und einen Auftrag brauchen kann. Oder du machst es selbst.

    Automation Bias. Ein Thema, das mir sehr wichtig ist. Wir neigen dazu, den Ergebnissen von Maschinen mehr zu glauben als wenn sie von Menschen kommen. Beim Taschenrechner ist das sinnvoll: 2 + 2 = 4, immer. KI ist nicht deterministisch und macht Fehler. Wenn KI dir Zeit spart, sinkt leichter die Sorgfalt beim Prüfen. Dann fällst du auf die Nase – vielleicht sogar auf der Kanzel, wenn du mitten in der Predigt merkst, dass etwas nicht stimmt, oder später an der Tür. Am Ende trägst du Verantwortung. Darum: Bleib wach. Frag beim Einsatz von KI: was, warum und wie – damit du dir und anderen Auskunft geben kannst.

    Ein schneller Produktüberblick

    Bis dieser Text erscheint, hat sich der App‑Markt wahrscheinlich schon gedreht. Darum hier Kategorien und mögliche Einsätze in Gemeinde‑Nähe:

    Text‑KIs: Für Predigten, Gemeindebriefe, Unterrichtsmaterial, Gebetsimpulse, E‑Mails, Website‑Texte. Auch für Übersetzungen.

    Bild‑KIs: Eher für Plakate und Social Media, vielleicht für ein Podcast‑Logo oder eine Grafik für den Schneideplotter. Viele KI‑Bilder wirken „geleckt“ – das erkennen Leute inzwischen. Mancher reagiert ablehnend. Hilfreich sind sie bei einfachen Symbolen oder Illustrationen, vor allem wenn du nachbearbeitest. Oder zur Ideenfindung in der Fotografie. Bedenke: Ein schlechtes KI‑Bild kann Leser:innen abschrecken – selbst wenn der Artikel gut ist, der dann nicht mehr gelesen wird.

    Sprach‑KIs: Wandeln Sprache in Text und Text in Sprache. Gut für Barrierefreiheit oder fürs Vorlesen längerer Texte. Man kann Schnipsel in Podcasts einbauen – sparsam. Wenn klar ist: „Das ist die Hörversion eines Artikels“, passt es. Wenn die halbe Folge aus KI‑Stimme besteht, bleibt ein schaler Eindruck. Ich würde es lassen.

    Video‑KIs: Man kann kurze Füllclips erzeugen. Ich bin aber skeptisch, vor allem wegen des Energieverbrauchs. Je komplexer die Aufgabe, desto mehr Ressourcen werden gebraucht: Wasser zum Kühlen der Rechenzentren, sehr viel Strom. Bei Video‑Modellen ist das enorm. Ein viersekündiger Clip mit Google Veo verbraucht Strom, mit dem du etwa 60 Kilometer E‑Bike fahren könntest. Zwei Miniclips – und ein E‑Bike‑Akku ist sinngemäß verbraucht. Die MIT Technology Review hat solche Größenordnungen neulich hervorgehoben. Text‑ und Bild‑Modelle liegen deutlich darunter. Nutze also lieber eine Text‑KI, um den Schnitt zu planen, und dreh das Video selbst – das ist oft grüner und kreativer.

    Musik‑KIs: sind sehr umstritten. Plattformen wie Spotify oder Apple Music werden mit KI‑Tracks geflutet. Für ein Experiment im Konfi‑Unterricht ist der Einsatz okay. Aber das ersetzt nicht echtes Spielen und Singen.

    Ausblick und Schluss

    Das war der Überblick: Was KI ist, warum du sie nutzen könntest – oder eben nicht – und wie du dich ihr gegenüber aufstellen kannst. In weiteren Teilen spreche ich über Haltung und Verantwortung, darüber, wie man KI und Schneideplotter zusammenbringt (ich habe dazu einen Workshop gegeben, bei dem wir Grafiken generiert und danach geschnitten haben), und gebe einen kurzen Einstieg, wie Schneideplotter grundsätzlich funktionieren.

    Wenn dich das interessiert, hör gern wieder rein. Danke fürs Lesen und Zuhören. Bei Fragen melde dich über elektropastor.de. Ich bin gespannt, was du zum Thema KI zu sagen hast. Mach’s gut!


    English version: AI — Why, How and What?

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    05.10.2025: AI: Why, How and What?
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    Hello and welcome to my little podcast on artificial intelligence.

    What is it? Why do people use it? And how does it actually work?

    This is based on a talk—a series of workshops—I’ve given repeatedly over the past few years. I decided to record it so you can listen and get a quick overview.

    Up front: AI is moving fast. So I’ll focus on things that are broadly and consistently important. Let’s dive in.

    What is artificial intelligence, really?

    Here is one definition, given by the English ethicist Mark Coeckelbergh, in his book AI Ethics:

    Artificial intelligence is an intelligence that is displayed or simulated by technological means. Judged by the standard of human intelligence, it is considered “intelligent” when it reproduces the kinds of intelligent abilities and behaviors humans display.

    That’s an interesting definition. There are others, of course, depending on the field and perspective you come from. What I find striking here is how tightly linked human intelligence and artificial intelligence are—each is defined in relation to the other. First you’d have to say what makes something “artificial” as opposed to “human,” and what we mean by “intelligence” in the first place. Across disciplines there isn’t a single settled answer.

    For my purposes—technology and practical use—it helps to start from what AI is and what it isn’t. Lots of computer processes get labeled “AI” today when, in reality, they’re just well‑designed algorithms.

    An algorithm means a program follows a fixed, predefined sequence of steps to respond to an input. By contrast, we usually talk about AI when something new is generated, when randomness plays a role, or when very large datasets are used.

    Generative AI—like ChatGPT for text or Midjourney and Stable Diffusion for images—are solid examples of what we typically call “AI.” A lot of compute goes into processing the user’s instruction (the “prompt”). These systems can also handle unexpected usage patterns fairly well. If you apply standard formulas in a spreadsheet and then feed totally different kinds of data, those formulas tend to fall apart. Seen from that angle, you can draw a line between classic algorithms and AI—though even this distinction isn’t final.

    Technical foundations, briefly

    I’m not a computer scientist, so I won’t go deep into the math. You don’t need that to grasp how AI affects our lives. A picture from computer science that I find helpful—though debated—is AI as a “stochastic parrot.” Two words matter here: “stochastic” (think probability, dice, randomness) and “parrot.” The AI echoes back what we ask for, guided by patterns in the data we give it.

    A trained AI model—whether for text, images, audio, or video—doesn’t generate output with human‑like understanding. There’s nothing in there that “understands,” “recognizes,” or “feels” what it produces. Instead, huge amounts of text, images, or other data are analyzed in advance. The system finds patterns and represents them statistically. Your prompt is compared to that learned statistical representation, and the system responds accordingly. You can think of it as a conversation between the dataset and your request. There are more parameters and algorithms behind the scenes—often the “secret sauce” of big companies—but the key point is: the system computes which words are likely to follow, or which pixels should be generated, based on probabilities.

    You already know a tiny version of this from text suggestions on your phone. Type “Dear Sir or Madam,” and your keyboard predicts the next likely words. Large text models do this on a far larger scale and with post‑processing. At heart, though, a machine can only “say” what it has learned—combined, remixed, sometimes in creative ways. In that sense, it’s still parroting patterns back to us.

    Truthfulness and errors

    A common question is whether an AI can answer factually. If the output is the result of probabilistic choices—what is most likely given the data—then “most likely” isn’t always “true.” Details can be wrong. Image models may show visual artifacts (think the early days of extra fingers or smeared text). With text, the risk is that wrong statements can sound plausible. Early text models could explain at length why the sky is green—very convincingly—and still be wrong.

    Companies have added various correction layers they don’t fully disclose. Still, recent studies show that even newer models produce more errors than you’d expect, partly because they “prefer” to give an answer rather than say “I don’t know.” And if a system truly “knew” it didn’t know, it wouldn’t make that mistake in the first place. So we’re in a bit of a bind when it comes to truthfulness, especially with text (errors in pictures are easier to spot).

    Another point: more and more tools now search the web and cite sources. That looks great—you get little citation bubbles you can click. But there’s bias there, too. You don’t see which sources were ignored. Anyone who has dug into page 3, 4, or 5 of search results knows there’s often useful material beyond page 1. If the AI picks the sources for you, you don’t know what you’re missing. Treat citations as helpful, not definitive.

    Why use AI—or not?

    It’s good to start with your “why.” If you know why you’re doing something, you’ll get better ideas about how to do it and what to do. That’s especially true with AI because it could, in theory, touch almost every part of life. So ask: why am I using this, and what role do I play in the process?

    A simple entry point: clarify your expectations. Do you want to save time? Try something new? Solve a specific problem? That helps you later when crafting prompts—and sometimes you’ll realize, “I could just do this myself.” Humans are still better at listening, understanding, and, in church settings, building trust through the words we write or speak. Often it’s more natural to act as a human.

    Also consider how you want to spend your time. When people ask what to do with AI, I suggest taking a weekly overview. If your favorite work—say, writing a sermon, a devotional, or a talk—is something you do best yourself, then look for the other moments in the week where AI could save time so you can protect the work you value. For example, if a difficult email tone is tripping you up, you can ask AI for drafts to get unstuck.

    That said, you don’t have to use AI everywhere. If you notice you hate a task and only want to do it “because AI can,” it might be more honest to ask whether the task should exist at all. If no one listens to your regular devotion in a committee meeting, perhaps talk with the group about why you gather for devotion—rather than defaulting to AI.

    Remember, you remain responsible for what you publish. You also risk losing some closeness to the work if you outsource too much. Wrestling with wording—like when writing a sermon—is part of the final result.

    To carry responsibility, you need a working grasp of what the AI is doing. You don’t need to know everything, but you should be able to check the output. More on that in a moment. One last question here: does using AI still feel coherent with your values and vocation? In a seminar on AI and preaching, someone asked whether an AI‑written sermon could be “inspired by the Holy Spirit.” Those are deep theological questions. But practically: is it still your work?

    I’m cautious here. If we inflate AI into a cure‑all, your work will constantly be measured against the machine. If, instead, you treat AI as a tool—like a pen, paper, or typewriter—it can help. Ask: what percentage is you, and what percentage is the AI? Used with nuance in everyday work, things knit together more cleanly.

    How to use AI: stance first

    Before tools, think attitude. You can use AI as a tool in your workflow: you stand “in front of” the AI, know what you want, give an instruction, evaluate the result, iterate, and keep control of direction and pace. My favorite image here is an e‑bike. An e‑bike isn’t a moped. You still have to pedal. There’s a top speed where the motor stops helping. You have to steer. Same with AI: you can’t say “AI, do my job.” You put in your own effort and let AI help where it’s hard. Maybe you don’t face a blank page anymore—you have a draft—but you finish the work.

    The opposite image is a conveyor belt. You stand “behind” the AI. You craft a prompt, then accept the first result. The AI has effectively chosen structure, style, and content for your text—or the visual language and colors for your image. That’s comfortable and fast, but your work may lose depth, and you can’t really stand behind it. It’s like typing a keyword, reading an AI sermon from the pulpit on Sunday, and then being unable to explain why you preached what you did. People encountering the result assume you made it. That’s why reflection matters. I strongly recommend keeping control of the process and owning the outcome.

    The Krüger Axiom

    Marcel Krüger, a good friend of mine, once put it like this:

    To use AI as a tool, you must first understand the craft.

    What does that mean? When you start using AI, begin with tasks you could also do well without AI. If I have an AI draft a sermon—or chunks of one—I need to judge whether it works. As a trained theologian I can notice when the tone is off, when theological nuances are wrong, or when it’s just boring. To improve it—either by prompting again or by editing in Word—I need domain knowledge. The same is true in your field. If you run confirmation classes, you need to know your teens. If you’re doing creative visual work, you need at least a feel for how images work.

    Once you know your craft and the AI’s strengths and limits—what you can trust it with and where it veers off—you can start using it in unfamiliar areas, like a hobby, where you have other sources to cross‑check and the stakes are low. There, AI can be a handy sidekick and brainstorming partner. What I’d caution against: using AI blindly where you can’t verify the output. For me, that’s finance. Without expertise, I wouldn’t take stock market advice from an AI because I couldn’t tell if I’m wasting money. If you know your stuff or you’re learning something new and it’s not critical, AI can be a helpful partner.

    Societal and environmental challenges

    Biases. AI can only produce from the data it was trained on—and datasets aren’t perfect. Some information online is simply wrong; some images are misleading. The model will reproduce that unless steps are taken. This can lead to discrimination. For a while, image models prompted for “hospital staff” tended to produce male doctors and female nurses. Of course there are also female chief physicians and male nurses, but early outputs didn’t reflect that. That’s where you come in: if you don’t notice a bias, you might publish and amplify it. To avoid that, users need awareness and training. AI can’t take that responsibility off your shoulders.

    Privacy and data protection. Another big issue is data sourcing. A lot was scraped from the internet without permission, and lawsuits are ongoing. For example, as of September/October 2025, The New York Times and OpenAI are in active litigation. This has implications for what is stored and deleted. Companies promise safety, but can you be sure your prompts, texts, and images won’t be used to train the next model? My rule of thumb: only type into an AI what you’d be willing to chalk onto a public square for everyone to read. Don’t put in personal data, phone numbers, locations, or pastoral care matters—you don’t control what happens afterward.

    Jobs and work. We’re already seeing pressure on certain professions: illustrators, copywriters, authors, even pastoral care and psychotherapy face competition from AI offerings. AI doesn’t directly “fire” anyone, but organizations may cut entry‑level roles: “The AI can do that now.” That’s rough—especially if the models were trained on those creators’ work without consent. As customers, our choices matter. Yes, AI can spit out slick, photorealistic images. But maybe someone in your community does this professionally and could use the work. Or maybe you can make it yourself.

    Automation bias. This one is dear to me. You know the sentence, “We’ve always done it this way.” With machines we often assume, “If the computer says so, it must be right.” That trust makes sense with calculators—2 + 2 = 4 every time. But AI is non‑deterministic and makes mistakes. As AI saves you time, your diligence in checking results can slip. Then you get burned—maybe even in the pulpit, discovering mid‑sermon that something isn’t right, or hearing it at the door afterward. In the end, you are responsible for what you publish with AI. So keep reflecting on what you’re doing, why, and how—so you can give an account to yourself and to others.

    A quick product landscape (without name‑dropping)

    By the time this episode is out, half the apps will have changed, so I’ll stick to categories and church‑adjacent uses.

    Text AIs: good for sermons, newsletters, teaching materials, prayer prompts, emails, and website copy. Also for translation.

    Image AIs: potentially useful for posters and social media, maybe for a podcast logo or a design for a cutting plotter. In my experience, many AI images look a bit “polished” in a way people now recognize—and some push back against that look. AI images can help for simple symbols or illustrations, especially if you can edit them afterward. They’re also useful for brainstorming photography concepts. But be thoughtful: a cheap‑looking AI image can turn readers off a good article.

    Speech AIs: tools that turn speech into text and text into speech. Great for accessibility or large‑scale read‑aloud use. You might even drop snippets into a podcast. Use sparingly, though. If it’s clearly a website article being read aloud, fine. But if half your podcast is an AI voice, it leaves a strange taste. I wouldn’t do it.

    Video AIs: you could generate short filler clips. Personally, I’m not a fan—especially because of energy costs. The more complex the task, the more resources it needs: water for cooling data centers and lots of electricity. With video models it’s enormous. A four‑second Google Veo clip, for instance, uses enough electricity to ride roughly 60 kilometers on an e‑bike. Two tiny clips, and you’ve effectively spent a full e‑bike battery. MIT Technology Review recently highlighted numbers like that. Text and image models use far less. So if you use a text model to plan an edit and then shoot the video yourself, you’re likely greener—and more creative—than fully generating it with a heavy video model.

    Music AIs: extremely controversial. Musicians are pushing back as platforms get flooded with AI tracks. Fine for a fun experiment in confirmation class, maybe—but it won’t replace real playing and singing.

    That’s the overview of what AI is, why you might use it, and how to approach it. In upcoming episodes, I’ll talk more about attitude and responsibility, how to combine AI with cutting plotters (I recently ran a workshop where we generated graphics and then cut them), and I’ll give a short primer on cutting plotters in general.

    Thanks for listening. If you have questions, get in touch via elektropastor.de. I’m curious what you think about AI. Take care!

  • Gedanken zur Konzeption des Digitalpfarramts des ev.-luth. Kirchenkreises Delmenhorst/Oldenburg-Land

    Gedanken zur Konzeption des Digitalpfarramts des ev.-luth. Kirchenkreises Delmenhorst/Oldenburg-Land

    Zusammengetragen für den Seminartag „Künstliche Intelligenz und pastorale Identität“ am 23.06.2025 im ev. Predigerseminar Wittenberg.

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    Gedanken zur Konzeption des Digitalpfarramts
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    Gedanke 1: Mission Statement

    Ich habe meine Arbeit als Digitalpfarrer auf vier Säulen ausgerichtet:

    Gemeinschaft – Vernetzung – Fortbildung – Kommunikation.

    Um das zu erreichen, bin ich im Gespräch mit Menschen aus den Kirchengemeinden meines Kirchenkreises und in der EKD, mit Menschen außerhalb von Kirche, die sich durch Fachkenntnisse auszeichnen (und selbst vielleicht auch einen Glauben haben) und natürlich auch mit Gott durch Gebet und durch Verkündigung des Evangeliums.

    Kurz zusammengefasst ist das Digitalpfarramt des Kirchenkreises Delmenhorst/ Oldenburg-Land keinSocial-Media-Pfarramt, und auch kein „Nerd“-Technik-Pfarramt, sondern in nuce eine 50% Funktionspfarrstelle, in der ich versuche, das beste für die Menschen in meinem Kirchenkreis, für meine Landeskirche, die ev.-luth. Kirche in Oldenburg, und für die Menschen, denen ich begegne, herauszuholen. Dazu setze ich gleichermaßen analoge, hybride und digitale Mittel ein.

    Gedanke 2: Digital/hybrid/analoge Kommunikation des Evangeliums

    Ich kommuniziere das Evangelium durch moderne Mittel, aber mit zeitlosen Haltungen.  

    Das geschieht durch:

    • Podcasts (Predigten, Interviews oder Bibelpodcasts in drei Perspektiven: Archäologie, Storytelling und Theologie).
    • Workshops zum Thema KI, die eigentlich „trojanische Pferde“ sind, um darüber zu reden, in welcher Zukunft wir in Kirche und Gesellschaft eigentlich leben wollen.
    • Lehren: Seminare und Vorträge, in denen ich meine „Learnings“ weitergebe, um anderen neue Denkweisen zu ermöglichen / Fingerzeige zu geben.
    • Lernen: Vernetzung mit anderen Akteur:innen auf dem Gebiet von Technik und Glaube: Ich habe nicht die Antworten gepachtet, ich bin auf der Suche, auch mit euch.
    • gesellschaftliche Verantwortung: Social Media als Haltungskommunikation, nicht um den „Algorithmus“ zu füttern. Denn „was das Herz (wirklich) voll ist, fließt das Social Media über“.
    • … gemeinsame Gottesdienstfeiern auch über hunderte Kilometer hinweg: Gemeindehybridgottesdienste Delmenhorst-Graz, wir feiern einfach mit Kamera und Ton und Zoomkonferenz und gemeinsam mit zwei Gemeinden Gottesdienst und Abendmahl und Predigt simultan: Gemeinden werden als Gemeinschaften anerkannt und sind in sich „stabil“ (falls zB das Internet ausfiele) und sind gleichzeitig offen und neugierig auf eine neue Gemeinschaft.
    • Plotterworkshops, in denen es scheinbar vordergründig um Technik und prökeln geht, aber eigentlich um Gemeinschaft und das Vermitteln von Selbstwirksamkeit und -ausdruck.
    • … vieles mehr.

    Gedanke 3: Die Frage nach dem Warum

    Der amerikanische Autor und Unternehmensberater Simon Sinek beschreibt in seinem Buch „Start with why“ unternehmerisches Handeln in drei konzentrischen Kreisen:

    • In der Mitte steht das „Why“, das „Warum“.
    • Darum herum steht das „How“, das „Wie“.
    • Im äußeren Kreissegment steht dann das „What“, also das, was man tut.

    Ein wichtiges Learning meiner bisherigen Arbeit ist:

    Warum reden wir in kirchlichen Bezügen so selten über das „Warum“ unseres Handelns?

    Warum werdet ihr Vikar:innen? Warum möchtet ihr Pastor:innen werden?

    Es hat mich doch recht erstaunt, wie vielen Menschen bis in die Ebene eines Oberkirchenrates die Beantwortung dieser Frage schwer fällt, gerade nach vielen Berufsjahren.

    Deswegen mache ich was Sinek vorschlägt, ich starte mit dem „Warum“. Und das mache ich so:

    In meiner praktischen Arbeit mit Kirchengemeinden, Kolleg:innen oder Menschen, die mich für Seminare/Vorträge anfragen, gehe ich immer diese Fragen durch, ein bisschen wie die sokratische Hebamme:

    • Warum möchtest du digital arbeiten? 
    • Wofür stehst du, deine Gemeinde, deine Institution?
    • Welches Ziel strebst du an?
    • Das alles passt theoretisch auf eine Briefmarke oder einen Bierdeckel. Denn es gibt die Haltung wieder, auf der jegliches Handeln basiert. Natürlich findet man das nicht mal eben so durch ein Vorbereitungsgespräch, aber die Begründungen, warum man jetzt unbedingt ein großes Videoprojekt machen wollte, fallen leichter.
    • Wenns gut läuft, hat der Mensch mit dem ich spreche, sich selbst ein bisschen besser kennengelernt.

    Daraus ergeben sich dann operative Entscheidungen oder die Methoden – die Strategie:

    • Wie können wir dein Ziel erreichen?
    • Mit wem bist du verbunden?
    • Wie können neue Menschen miteinander verbunden werden?
    • Wenn klar ist, auf welcher Haltung und Zielsetzung das Projekt basiert, lassen sich die verschiedenen Zugangsweisen an ein Projekt gut auswählen. Passt es zum Ziel? Ist es mit der Haltung vereinbar?
    • In diesem Moment kann es auch passieren, dass man auf ganz neue Projektideen kommt, die vorher überhaupt nicht im Blick waren.

    Und schließlich, wenn Haltung und Strategie geklärt sind, dann ist das „Was“, das vorher vielleicht aus dutzenden Möglichkeiten der Realisation bestand, recht schnell geklärt:

    • Beispiel Mikrofone in einer Kirchenanlage: Wenn ich weiß, welches litugrisches Verständnis die Gemeinde hat, ob und wie und welche Beteiligte am Gottesdienst mitwirken (und im Optimum alle sich der theologischen Bedeutung der Feier klar sind), ist logisch, welche Anlage gebraucht wird (genauer: Was nicht) und welche Mikrofone dieses Ziel erreichen. Ein Techniker:innen-Besuch ist dann super vorbereitet und man kann informiert und für sich nachvollziehbar ja und nein zu bestimmten Angeboten sagen.
    • Denn es geht extrem selten um Technik, sondern um das, was man damit erreichen will!

    Ein wichtiger pragmatischer Gedanke dabei: Gerade Technikprojekte sind oft zeit-, arbeits- und geldintensiv. Wir können uns das mit vakanten Pfarrstellen und übervollen Terminplänen und sinkenden Finanzen nicht mehr leisten, „nur weil es alle machen“ oder „weil es immer schon so gemacht wurde“ oder „was sollen denn die Nachbar(gemeinden) denken“ technische Projekte zu machen.

    Wenn man so denkt, probiert man entweder keine Technik aus oder man überfordert sich komplett. Gerade bei Videoprojekten ist das ein sehr wichtiges Thema.

    Wenn ich hingegen meine Haltung, meine Ziele und meine intrinsische Motivation kommunizieren kann, ist es sehr viel leichter, Mitstreiter:innen zu finden, die mich bei dem Projekt unterstützen.

    Gedanke 4: Meine Haltung

    Wenn ich meine bisherige Haltung auf einen Bierdeckel schreiben müsste, wäre das:

    • Teilhabe und Selbstwirksamkeit ermöglichen –
    • Transparenz und Gerechtigkeit sicherstellen –
    • Macht- und Privilegienmissbrauch eindämmen – 
    • Verantwortung übernehmen, ohne wenn und aber.

    Das ist nicht abschließend, aber ich bemerke in der Reflexion immer wieder, dass ich oft an diesen Maßstäben handle, wenn ich entscheide, wie und was ich tue. 

    Wir stehen vor unabsehbaren Zukunftsherausforderungen: die Existenz von Gemeinden und Kirche als Institution an sich steht in Frage. Klima, Krisen, Kriege und Katastrophen tun ihr übriges, um Menschen immer mehr anzuspannen, auseinander zu treiben und gegeneinander aufzuhetzen.

    Digitale Bubbles werden durch winzige Ich-Bläschen ersetzt, Menschen vereinzelt und Themen immer komplexer und schneller vermittelt, Fake News stellen den Wahrheitsbegriff an sich in Frage. Künstliche Intelligenz beschleunigt diese Prozesse enorm und deutlich. 

    Wo bleiben wir als Kirche – als Christ:innen – als Amtspersonen – in diesem Strudel?

    Es ist unsere Verantwortung, dass wir als Menschen in Kirche mit Menschen aus der Zivilgesellschaft gemeinsam nach Lösungen finden, dass wir in einer lebenswerten und gerechten Welt leben können. Die Zeiten von „wir kapseln uns ab“, „das kann ja jemand anders machen“ oder „ist ja nicht mein Problem“ sind vorbei – oder wir sind vorbei.

    Gedanke 5: Ausblick

    Ich bin gespannt, wo die Reise mit dem Digitalpfarramt hingehen wird.

    Im besten Fall braucht es so ein „Digitalisierungspfarramt, dass sich um die Zukunft der Kirche Gedanken macht und Lösungsangebote macht“ irgendwann gar nicht mehr, weil alle Kolleg:innen diese Querschnittaufgabe übernehmen.

    Mal sehen, wann das passiert. Ich freue mich auf jeden Fall sehr, mit euch im Gespräch zu sein und eure Fragen zu meiner Arbeit zu beantworten. Vielen Dank.

  • Vortrag „Predigen mit ChatGPT?! – KI in der Kirche zwischen Praxis und Ethik“

    Gehalten beim Praxisforum Digitalisierung Oldenburg am 09.05.2025

    Hier findest du die dazugehörige Präsentation und hier den Vortragstext als PDF.

    Elektropastor-Podcast
    Elektropastor-Podcast
    Podcastaufzeichnung „Predigen mit ChatGPT?! – KI in der Kirche zwischen Praxis und Ethik“
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    Einstieg

    Folie 1: Titelbild

    Hallo erstmal. 
    Ich freue mich sehr, heute hier zu sein.

    Ich kann mir vorstellen, was ihr vielleicht denkt. 
    Warum steht da einer von der Kirche 
    bei einem Digitalisierungsforum für den Mittelstand? 
    Hat der sich verlaufen?

    Pause.

    Vielleicht. 
    Aber vielleicht passt es auch besser, als ihr denkt.

    (mehr …)
  • Predigt zu Invocavit, 09.03.2025: „Rette mit, wer kann!“

    Es gilt das gesprochene Wort. Diese Predigt ist auch als PodPredigt eingesprochen worden.

    Die Jünger geraten in einen Sturm und fürchten ihr Leben –
    doch Jesus ist mit ihnen im Boot.
    Wem vertrauen wir, wenn die Wellen hochschlagen?

    (mehr …)
  • Vortrag: KI unter Kontrolle – Menschlichkeit bewahren

    Im Rahmen der 36. Duderstädter Gespräche wurde ich zu einem Vortrag zum Thema „KI unter Kontrolle – Menschlichkeit bewahren. Ethische, moralische und theologische Perspektiven“ angefragt.

    Weil ich öfter nach dem Manuskript gefragt wurde, kannst du hier den Vortrag durchlesen und anhören.

    (mehr …)
  • Bericht für die Synode des Kirchenkreises Delmenhorst/Oldenburg-Land

    Zeitraum: 2023-2024, Stand 16.09.2024 (aktualisiert 16.11.2024)

    Einleitung

    Das Digitalpfarramt ist ein Projekt, das die Möglichkeiten digitaler Methoden in der Verkündigung des Evangeliums nutzen und weiterentwickeln soll. Ich, Christoph Martsch-Grunau, bin als Digitalpfarrer aktiv und konzentriere mich darauf, Menschen im Alter von 25 bis 39 Jahren anzusprechen. Diese Gruppe ist neugierig auf kirchliche Angebote, reflektiert ihren Glauben und erwartet ein authentisches Auftreten von Kirche und Mitarbeitenden.

    Vision und Zielsetzung

    Mein Ziel ist es, kirchliche Inhalte digital zugänglich zu machen, Jugendarbeit zu fördern, Bildungsprojekte zu unterstützen und die Organisationsentwicklung der Gemeinden voranzubringen. Meine Arbeit orientiert sich an der „Golden Circle“-Methode von Simon Sinek („Start with why“): Zuerst klären wir das „Warum“ der Idee, gefolgt vom „Wie“ der Methodik, bis hin zum „Was“ der konkreten Umsetzung – sei es analog, hybrid oder digital.

    Arbeitsschwerpunkte

    Repräsentation

    Ein zentraler Teil meiner Arbeit ist die Repräsentation des Kirchenkreises in der digitalen Welt. Unter dem Namen @elektropastor berichte ich auf Social Media über meine Tätigkeit als Pastor, teile persönliche Erfahrungen und spreche offen über meinen Glauben.

    Social Media Präsenz

    Ich nutze Plattformen wie Instagram, auf denen ich zwei Kanäle betreibe:

    • @elektropastor: Hier mache ich Werbung für meine PodPredigten, teile Stories und poste diverse Einzelbeiträge.
    • @werglaubtdennsowas: Hier liegt der Fokus auf Podcast-Werbung und dem Austausch mit der Community.

    Podcast-Formate

    Ich habe mehrere Podcast-Formate etabliert:

    • Gottesdienst-Podcast: Ursprünglich als CD verteilt (6500 Exemplare), jetzt nur noch digital verfügbar. In Zusammenarbeit mit Robert Vetter aus Stuhr.
    • PodPredigt: Mittlerweile mit 175+ Ausgaben, sozusagen die „Single-Auskopplung“ der Predigt aus dem Gottesdienst-Podcast.
    • Wer glaubt denn sowas: Mit sechs Ausgaben mit verschiedenen Interviewpartner:innen.

    Blog und Öffentlichkeitsarbeit

    Zudem betreibe ich meinen Blog auf elektropastor.de, auf dem ich meine Podcasts und weitere Inhalte veröffentliche. Außerdem bin ich im Beirat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Kirchenkreises tätig.

    Weitere Projekte

    Vernetzung

    Vernetzung spielt eine zentrale Rolle in meiner Arbeit.

    Zusammenarbeit im Kirchenkreis und darüber hinaus

    Ich bringe Akteur:innen aus dem digitalen Raum, dem Kirchenkreis und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg (ELKiO) zusammen. Besonders wichtig ist mir der direkte Kontakt zu den Gemeinden. Aber auch externe Partner:innen bereichern meine Arbeit.

    Kooperationspartner:innen

    Ich arbeite mit einer Vielzahl von Kolleg:innen zusammen:

    • Pfarrer Robert Vetter: Zusammenarbeit bei der „PodPredigt“ und dem Gottesdienst-Podcast.
    • Popkantorin Karola Schmelz-Höpfner: Kooperation in musikalischen Projekten.
    • Social Media-Team der ELKiO: Zusammenarbeit mit Luise Pahl und Esben Fest.
    • Ehrenamtliche Unterstützung: Verschiedene Ehrenamtliche in Projekten und Gemeinden.
    • #DigitaleKirche-Community: Aktiver Teil der Social Media-Community.
    • Kulturzentrum Miskatonic Theater Harburg: Zusammenarbeit mit Lars Henriks und Nisan Arikan.
    • Guter Content UG: Zusammenarbeit mit Moritz Haase.
    • Hybride Gottesdienste: Kooperation mit Pfarrer Fritz Eckhardt aus Graz-Eggenberg.
    • Co-Working-Space „hyrst“ in Delmenhorst: Zusammenarbeit mit Sarah Koch.

    Empowerment

    Mein Ziel ist es, digitale Methoden für alle zugänglich zu machen.

    Schulungen und Beratungen

    Ich biete Workshops und Beratungen für Haupt- und Ehrenamtliche an. Technische Herausforderungen und kreative Lösungsansätze begeistern mich, und ich stehe als Ansprechpartner für Projekte rund um Technik und Social Media zur Verfügung.

    Künstliche Intelligenz in der Kirche

    Ein besonderer Fokus liegt derzeit auf der Erforschung der Einsatzmöglichkeiten von Künstlicher Intelligenz in der Kirche, wobei sowohl Chancen als auch Risiken bewertet werden.

    Hier ist eine Übersicht meiner bisherigen und geplanten Workshops:

    • 20. April 2023: Einführung in das Thema KI (Referat Bildung der ELKIO)
    • 30. September 2023: Geist aus der Maschine (Firmandenworkshop mit einer kath. KG aus Varel)
    • 11. November 2023: KI, was glaubst du (Konfirmandenworkshop mit ev. Kirchengemeinde Ahlhorn)
    • 8. März 2024: Künstliche Intelligenz als Thema in der eigenen Konfigruppe
    • 12. März 2024: KI in der sozialen Praxis (Freiwilligendienste des Diakonisches Werk)
    • 8. Mai 2024: KI und Ethik (im Kreispfarrkonvent DOLL)
    • 16. Mai 2024: KI Onlineseminar: Wie rede ich mit KI, Prompting und Bedienung von ChatGPT (mit dem ev. Medienhaus Stuttgart)
    • 24. Oktober 2024: Fortbildungstag KI und Predigt (kath. Erzdiözese München)
    • 5. November 2024: Workshop KI und Predigt (mit dem Kreispfarrkonvent Friesland-Wilhelmshaven)
    • 6. November 2024: Kurzvortrag Pfarramtliche Arbeit mit KI am Beispiel Predigt (Ev. Bildungshaus Bad Bederkesa)
    • 16. Februar 2025: Zoom-Seminar zu KI und Öffentlichkeitsarbeit (ev. Kirchenkreis Tecklenburg)
    • 29.-30. März 2025: Beitrag zu KI im Forum Bibel des ev. Bildungshauses Rastede
    • 24.-28. November 2025: Pastoralkolleg Niedersachsen: Künstliche Intelligenz – Chance oder Risiko? (gemeinsam mit Informatikprofessor Dr. Oliver Kramer, Uni Oldenburg)

    Empowerment-Projekte

    • Beratungen zur Tontechnik: Besonders in Sandkrug und bei den 12 Aposteln Delmenhorst.
    • Digitaler Schaukasten: Einrichtung eines digitalen Informationssystems am Gemeindehaus der 12 Apostel.
    • Vorträge und Workshops: Moderation von Vorträgen über KI und Kirche, in Zusammenarbeit mit Informatikprofessor Dr. Oliver Kramer.
    • Workshops zum Thema KI: Kooperationen mit dem Evangelischen Medienhaus Stuttgart, der Katholischen Erzdiözese München und weiteren Einrichtungen, siehe oben.
    • Konfirmandenprojekte: Umsetzung des Krippen-Hörspiels „Gabriel regelt das für Sie“ und Unterstützung bei Medienprojekten auf einer Konfirmandenfreizeit.
    • Podcast-Workshop: Durchführung im Co-Working-Space „hyrst“ in der Delmenhorster Innenstadt.

    Gemeinschaft

    Ein weiterer Fokus liegt auf der Förderung von Gemeinschaft durch digitale Methoden.

    Hybride Gottesdienste

    Ich halte hybride Gottesdienste, wie beispielsweise bei den „12 Aposteln“ in Delmenhorst, und arbeite daran, dass diese Kirche ein verlässlicher Standort für hybride Formate wird.

    Ehrenamtsprojekte

    Gemeinsam mit Karola Schmelz-Höpfner habe ich das Projekt „ZündFunken“ durchgeführt, das analoge und digitale Methoden zur Förderung des Ehrenamts auslotet.

    Engagement gegen Rechtsextremismus

    Außerdem engagiere ich mich intensiv gegen Rechtsextremismus, unter anderem im Rahmen des Projekts #pfarrpersonengegenrechts von Pfarrerin Lena Müller aus Berlin sowie in Zusammenarbeit mit der Lokalpolitik. Dabei erforsche ich auch, wie Technologien wie 3D-Drucker die kirchliche Arbeit unterstützen können.

    Beurteilung des Arbeitsfortschritts

    • Repräsentation: Aufgrund der hohen Nachfrage in den Bereichen Vernetzung und Empowerment wurde die Produktion neuer Interview-Podcasts gebremst. Dennoch wurde ein neuer Bibelpodcast gestartet.
    • Vernetzung: Die Zusammenarbeit mit der ELKiO läuft gut, und die Arbeit mit den Gemeinden vor Ort nimmt zu, ist jedoch noch ausbaufähig.
    • Empowerment: Das Interesse an Künstlicher Intelligenz wächst. Dies bietet eine Chance für Wissensaufbau und Kooperationen.
    • Gemeinschaft: Die wachsenden Herausforderungen durch Rechtsextremismus verdeutlichen die Wichtigkeit der kirchlichen Präsenz, sowohl analog als auch digital.

    Ausblick

    Zukünftig plane ich, meine Arbeit weiter auszubauen, insbesondere den neuen Podcast „Die Bibel: Tiefer rein“ voranzutreiben, um Menschen dazu einzuladen, die Bibel aus neuen Perspektiven zu entdecken.

    Kontakt

    Hast du Fragen oder möchtest mehr erfahren? Ich freue mich über Nachrichten! Du kannst mich über meine Social Media-Kanäle oder über meine Kontaktdaten am Fuß der Webseite erreichen.

  • Wir sind Pfarrpersonen gegen Rechts!

    „Was in aller Welt ist mit euch los?“, fragte Pippi gereizt. „Ich will euch nur sagen, dass es gefährlich ist, zu lange zu schweigen. Die Zunge verwelkt, wenn man sie nicht gebraucht.“
    Astrid Lindgren: „Pippi geht an Bord“

    Wir, Svenja @frohebotschafterin, Tabina @inkentabinatanzt und Christoph @elektropastor, sind Pfarrpersonen der @kircheoldenburg in Delmenhorst-Stuhr und wir sind gegen rechts. Wir lassen unsere Zungen nicht verwelken und machen den Mund auf! Die Initiative #pfarrpersonengegenrechts geht von Lena @metablabla aus.

    Sie sagt dazu:

    „Als Pfarrpersonen sind wir der frohen Botschaft, dem Evangelium, verpflichtet. Jesus Christus nachzufolgen bedeutet, sich für Nächstenliebe, Gerechtigkeit und den Schutz marginalisierter Gruppen einzusetzen. Rechtsextremismus und -populismus sind damit unvereinbar. Die Aktion #pfarrpersonengegenrechts, die ich gestartet habe, soll das sichtbar machen und laut in die Öffentlichkeit tragen – auch aus einer historischen Verantwortung heraus. Kirche darf nicht schweigend zusehen, wenn Menschen wegen ihres Geschlechts, ihrer Hautfarbe, ihrer Herkunft, ihrer Behinderung etc. Hetze und Diskriminierung ausgesetzt oder sogar von Deportation gefährdet sind.“

    (Interview von Lena mit @ekd.de )

    Wir sind dabei und zeigen Kante – mach auch mit! Jede:r kann sich gegen rechte Ideologien, Faschismus und Menschenfeindlichkeit positionieren.

    #pfarrpersonengegenrechts #christinnengegenrechts #menschengegenrechts #allegegenrechts #delmenhorst #düsternort #stuhr

  • Strukturideen für Predigten

    Strukturideen für Predigten

    Einleitung

    Ich beschäftige mich in letzter Zeit intensiver mit der Art und Weise, wie ich Predigten schreibe. Denn durch meine Beschäftigung mit dem Predigtschreiben per KI stoße ich auf ganz neue Möglichkeiten. Zum Beispiel ist es für die Erstellung einer Predigtgliederung ziemlich einfach, die Künstliche Intelligenz mal um die eine oder um die andere Struktur zu bitten.

    Moves & Structures

    Eine Vorgehensweise, die in der Homiletik, also der Kunst und Theorie der Predigtgestaltung, und unter Pastor*innen größeren Anklang gefunden hat, ist die „moves & structures“ Predigt. In Deutschland wurde sie durch die Arbeit von Martin Nicol und Alexander Deeg als „Dramaturgische Homiletik“ bekannt. Eins ihrer bekanntesten Bücher ist „Im Wechselschritt zur Kanzel“ (V&R ²2013).

    Ich bin allerdings durch meine Arbeit mit ChatGPT darauf gestoßen, dass die KI zwar durchaus diese homiletische Vorgehensweise kennt (!!), aber das Trainingsmaterial auf der Arbeit der amerikanischen New Homiletic-Bewegung, insbesondere des 2017 verstorbenen Presbyterianers David G. Buttrick, basiert. Die folgenden Ausführungen basieren daher auf diesen amerikanischen Grundlagen.

    Die Begriffe „moves“ und „structures“ werden in verschiedenen Disziplinen unterschiedlich verwendet, aber in der Homiletik haben sie spezifische Bedeutungen.

    1. Moves: In der Homiletik bezieht sich „moves“ auf die Fortschritte oder Abschnitte einer Predigt, die den Hörer von einem Punkt zum nächsten führen. Ein „move“ ist sozusagen ein Schritt in der Argumentation oder Erzählung, der dazu dient, den zentralen Punkt der Predigt zu unterstützen oder zu entwickeln. Es ist ähnlich wie ein Absatz in einem schriftlichen Essay, der eine bestimmte Idee oder einen bestimmten Punkt behandelt.
    2. Structures: „Structures“ bezieht sich auf die Gesamtorganisation oder das Gesamtschema einer Predigt. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine Predigt zu strukturieren. Einige Predigten folgen einer linearen Struktur, bei der ein Punkt logisch zum nächsten führt. Andere können eine zyklische oder repetitive Struktur haben, bei der ein zentrales Thema oder eine zentrale Idee wiederholt aus verschiedenen Blickwinkeln behandelt wird. Manchmal folgen Predigten auch einer erzählerischen Struktur, in der eine Geschichte oder ein Zeugnis im Mittelpunkt steht.

    Die effektive Verwendung von „moves“ und „structures“ in der Homiletik hilft dem*der Predigenden, die Botschaft klar und verständlich zu vermitteln und sicherzustellen, dass sie die gewünschte Wirkung auf die Zuhörer hat. Ein gutes Verständnis dieser Konzepte kann dazu beitragen, dass eine Predigt nicht nur theologisch fundiert, sondern auch rhetorisch wirkungsvoll ist.

    Moves

    Der Begriff „moves“ in der Homiletik wurde stark durch die Arbeiten von David Buttrick beeinflusst. Er argumentierte, dass Prediger während einer Predigt „moves“ oder „moves of thought“ nutzen sollten, um die Aufmerksamkeit der Zuhörer zu halten und sie durch den Inhalt zu führen.

    Jeder „move“ hat dabei einen spezifischen Fokus oder eine spezifische Absicht. Hier sind einige Beispiele:

    1. Problematisierung: Der Prediger identifiziert ein menschliches Problem oder eine Frage, die durch einen biblischen Text oder eine theologische Wahrheit angesprochen wird.
    2. Illustration: Ein modernes Beispiel oder eine Geschichte wird verwendet, um einen Punkt zu verdeutlichen.
    3. Interpretation: Der biblische Text wird interpretiert oder erklärt.
    4. Anwendung: Die Bedeutung des Textes für das heutige Leben wird erörtert.

    Die Idee hinter „moves“ ist, dass eine Predigt nicht nur eine statische Darstellung eines biblischen Textes sein sollte. Stattdessen sollte sie dynamisch und beweglich sein, wobei jeder „move“ dem Zuhörer hilft, den zentralen Punkt oder die Botschaft der Predigt besser zu verstehen.

    Structures

    Während „moves“ sich auf die spezifischen Teile oder Abschnitte einer Predigt beziehen, beschreibt die „structure“ die Gesamtorganisation dieser Teile. Einige gängige Strukturen sind:

    1. Deduktiv: Beginnt mit einer allgemeinen Aussage oder These und arbeitet dann auf spezifische Anwendungen oder Beispiele hin.
    2. Induktiv: Beginnt mit spezifischen Beispielen oder Geschichten und arbeitet auf eine allgemeine Schlussfolgerung oder Anwendung hin.
    3. Narrativ: Erzählt eine Geschichte oder ein Zeugnis, oft mit einem klaren Anfang, Mittelteil und Ende.
    4. Vergleichend/Kontrastierend: Stellt zwei Ideen, Geschichten oder Konzepte gegenüber, um einen Punkt zu verdeutlichen.
    5. Zyklisch/Repetitiv: Ein zentrales Thema oder eine Idee wird wiederholt und aus verschiedenen Blickwinkeln behandelt.
    6. Problem-Lösung: Identifiziert ein Problem und präsentiert dann eine Lösung, oft basierend auf einem biblischen Text oder einer theologischen Wahrheit.

    Die Wahl der Struktur hängt oft von verschiedenen Faktoren ab: der Natur des biblischen Textes, der beabsichtigten Botschaft der Predigt, der kulturellen oder sozialen Kontext der Gemeinde und dem individuellen Stil des*der Predigenden.

    Ein effektiver Einsatz von „moves“ und „structures“ hilft nicht nur, den Inhalt klar zu vermitteln, sondern ermöglicht es dem*der Predigenden auch, auf die Herzen und Köpfe der Zuhörenden einzugehen und sie zur Aktion oder Reflexion anzuregen. Es geht nicht nur darum, Informationen zu übermitteln, sondern auch darum, die Zuhörenden zu einer tieferen Beziehung mit Gott und zu einem verantwortungsbewussten christlichen Leben zu führen.

    Strukturideen für die eigene Verwendung

    Die folgenden Listen sind aus einem Chat mit ChatGPT entstanden, in dem ich die KI nach weiteren Vorschlägen für Structures bat. Die Liste war so umfangreich und interessant, dass ich sie dir gerne zur Verfügung stellen möchte.

    Die Kategorisierung basiert auf den Gemeinsamkeiten in den Ansätzen, wie jede Struktur die Botschaft an das Publikum vermittelt. Jede Kategorie repräsentiert eine eigene Herangehensweise zur Kommunikation von Ideen, zur Engagement der Zuhörenden oder zur visuellen und emotionalen Darstellung der Botschaft.

    Sie sind nicht nur für Moves & Structures-Predigten interessant, sondern auch für viele weitere Einsatzgebiete von Predigt und Liturgie relevant.

    Analytische und Logische Strukturen

    AnalogischVerwendet Analogien und Metaphern, um komplizierte oder abstrakte Konzepte zu erläutern und das Verständnis der Zuhörer zu erleichtern.
    ApologetischZiel ist es, die christlichen Glaubensüberzeugungen zu verteidigen und Fragen oder Einwände des Publikums zu beantworten.
    DeduktivBeginnt mit einer allgemeinen Aussage oder These und arbeitet dann auf spezifische Anwendungen oder Beispiele hin.
    DiagrammatischVisualisiert komplexe Ideen und Konzepte durch Diagramme oder Modelle, um das Verständnis zu erleichtern und die Logik der Argumentation darzustellen.
    ExpositorischDiese Struktur ist darauf ausgerichtet, den biblischen Text sorgfältig zu erklären und anzuwenden. Jeder Abschnitt oder Vers wird detailliert analysiert, und die gesamte Predigt ist darauf ausgerichtet, die ursprüngliche Bedeutung und die heutige Anwendung des Textes zu vermitteln.
    Frage-AntwortDie Predigt wird durch eine Reihe von Fragen und Antworten geleitet, wobei der Prediger sowohl die Frage stellt als auch die Antwort darauf gibt, um ein spezifisches Thema zu erkunden.
    HermeneutischDie Struktur fokussiert auf die Interpretation und Exegese von Texten, indem verschiedene hermeneutische Methoden und Ansichten angewendet und diskutiert werden.
    HierarchischHier werden Ideen und Konzepte in einer hierarchischen Struktur präsentiert, wobei von übergeordneten zu untergeordneten Punkten übergegangen wird.
    Historisch-kritischHier steht die historische und kulturelle Analyse eines Textes oder Themas im Vordergrund, um dessen Bedeutung und Kontext zu klären.
    InduktivBeginnt mit spezifischen Beispielen oder Geschichten und arbeitet auf eine allgemeine Schlussfolgerung oder Anwendung hin.
    KatalogHier werden verschiedene Punkte oder Ideen in einer Art Liste oder Katalog präsentiert. Jeder Punkt wird nacheinander behandelt.
    KausalDiese Struktur untersucht Ursache-Wirkungs-Beziehungen, um tiefer in die Gründe und Konsequenzen von bestimmten biblischen oder theologischen Wahrheiten einzudringen.
    Problem-LösungIdentifiziert ein Problem und präsentiert dann eine Lösung, oft basierend auf einem biblischen Text oder einer theologischen Wahrheit.
    SequentialDiese Struktur folgt einer klaren, geordneten Reihenfolge, oft chronologisch, thematisch oder logisch, um die Botschaft schrittweise zu entfalten.
    SyllogistischDie Botschaft wird mit Hilfe von Syllogismen (Schlussfolgerungen, die auf zwei oder mehr Prämissen basieren) aufgebaut, um logische Argumente zu formulieren und zu vertiefen.
    TextualÄhnlich wie die expositorische Struktur, aber mit einem Fokus auf einen bestimmten biblischen Text, oft ein einzelner Vers oder Abschnitt, und darauf, seine Bedeutung und Anwendung zu erörtern.
    ThetischeDie Predigt wird in Form von Thesen oder Aussagen präsentiert, die jede eine bestimmte Idee oder Wahrheit darstellen und argumentativ unterstützt werden.
    Topisch-SystematischDiese Struktur wählt ein bestimmtes Thema und behandelt es systematisch, indem es verschiedene biblische Texte und theologische Konzepte miteinbezieht.
    Vergleichende AnalyseDieser Typ vergleicht verschiedene Schriftstellen, theologische Konzepte oder weltliche Ansichten, um Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Verbindungen hervorzuheben.

    Narrative und Storytelling-Strukturen

    BiographischDiese Struktur konzentriert sich auf das Leben einer bestimmten Person aus der Bibel oder der Geschichte und zieht Lehren oder Anwendungen aus ihren Erfahrungen und Entscheidungen.
    DramatischDiese Struktur integriert Elemente des Dramas, der Erzählung und der Performance. Es könnte eine erzählte Geschichte, ein gespieltes Drama oder ein kreativer Ausdruck sein, der verwendet wird, um die Botschaft zu vermitteln.
    Epische StrukturDiese Struktur erzählt eine umfangreiche und komplexe Geschichte, oft über mehrere Predigten hinweg, ähnlich einem Epos, und zeigt die Entwicklung von Charakteren, Konflikten und Auflösungen auf.
    KlimaxDie Erzählung baut sich schrittweise auf einen Höhepunkt oder eine entscheidende Wendung hin auf, bei der die Hauptbotschaft oder Lektion enthüllt wird.
    Mythos/AllegorieDiese Struktur verwendet mythische oder allegorische Erzählungen, um tiefere Wahrheiten und moralische Lektionen zu erkunden.
    Märchen/FabelDiese Struktur nimmt Anleihen aus den Formaten von Märchen oder Fabeln, oft mit moralischen oder ethischen Lehren, tierischen Charakteren oder fantastischen Elementen.
    NarrativErzählt eine Geschichte oder ein Zeugnis, oft mit einem klaren Anfang, Mittelteil und Ende.
    ParabolischHier steht die Erzählung im Vordergrund, wobei Parabeln oder metaphorische Geschichten verwendet werden, um tiefe geistliche Wahrheiten zu vermitteln.
    RahmenerzählungEine übergeordnete Geschichte (Rahmen) enthält kleinere, eingebettete Geschichten, die thematisch oder moralisch miteinander verbunden sind.
    Reise-/ReiserouteDiese Struktur folgt der Reise eines Charakters oder einer Gruppe, physisch oder metaphorisch, und erkundet die Begegnungen, Herausforderungen und Entdeckungen unterwegs.
    Rückblick (Flashback)Die Erzählung beginnt in der Gegenwart und springt dann zurück in die Vergangenheit, um Schlüsselmomente und Erfahrungen zu enthüllen, die zur aktuellen Situation geführt haben.
    Tagebuch/LogbuchDie Predigt wird als eine Serie von Tagebucheinträgen oder Logbuchnotizen präsentiert, die persönliche Erfahrungen, Reflexionen und Entdeckungen über einen bestimmten Zeitraum hinweg darstellen.
    VignettenDiese Struktur verwendet kurze, fokussierte Geschichten oder Szenen (Vignetten), die zusammen ein größeres Thema oder eine moralische Lektion vermitteln.
    Vorhersage (Flashforward)Das Gegenteil von Rückblick; die Erzählung springt vorwärts in die Zukunft, um mögliche Szenarien oder Ergebnisse basierend auf den aktuellen Ereignissen oder Entscheidungen zu zeigen.

    Interaktive und Partizipative Strukturen

    DialogischDiese Struktur integriert einen Dialog oder ein Gespräch, entweder zwischen dem Prediger und der Gemeinde oder zwischen zwei oder mehr Sprechern auf der Bühne. Es kann auch eine kreative Weise sein, unterschiedliche Perspektiven oder Interpretationen eines Textes oder Themas darzustellen.
    Fishbowl-KonversationEinige Mitglieder sitzen in der Mitte und führen ein Gespräch, während der Rest der Gemeinde zuhört und dann später beitritt.
    Gemeinsame LesungSchriftstellen oder andere Texte werden gemeinsam gelesen, und es gibt Raum für spontane Reflexionen und Antworten.
    GemeinschaftskunstWährend der Predigt erstellt die Gemeinde ein gemeinsames Kunstwerk, das die erforschten Themen visuell darstellt.
    InteraktivIn dieser Struktur werden Elemente der Interaktion mit der Gemeinde eingebaut, wie z.B. Fragen, Diskussionen, Umfragen oder sogar soziale Medien. Ziel ist es, die Gemeinde aktiv in den Predigtprozess einzubeziehen.
    Live-UmfrageTechnologie wird verwendet, um live Umfragen oder Fragen zu stellen, und die Ergebnisse werden in Echtzeit angezeigt und diskutiert.
    Q&A-SessionsEin Teil der Predigt ist eine Frage- und Antwort-Session, bei der die Gemeinde Fragen stellen kann, die live beantwortet werden.
    ReflexionsgruppenDie Gemeinde wird in kleine Gruppen aufgeteilt, um über das Gehörte zu reflektieren und ihre Gedanken und Gefühle miteinander zu teilen.
    RollenspielGemeindemitglieder werden eingeladen, biblische oder thematische Szenen nachzuspielen, um die Botschaft zu vertiefen.
    Rundtisch-DiskussionAnstelle einer traditionellen Predigt gibt es eine Diskussionsrunde, bei der verschiedene Perspektiven und Interpretationen geteilt werden.
    Stationen-basiertVerschiedene Stationen im Raum bieten interaktive Erfahrungen oder Lehrinhalte. Die Teilnehmer bewegen sich von Station zu Station.
    Workshop-FormatDie Predigt wird in einer Workshop- oder Seminarform dargeboten, in der die Gemeindemitglieder aktiv teilnehmen, Übungen durchführen und diskutieren.

    Visuelle und Multisensorische Strukturen

    CollageKombiniert verschiedene Texte, Ideen, Bilder und Stimmen zu einer vielschichtigen Darstellung eines Themas oder einer Wahrheit.
    Gesten und KörperspracheEin verstärkter Fokus auf die körperliche Präsentation und Gesten des Predigers, um die Botschaft lebendig und anschaulich zu machen.
    Interaktive InstallationenEinbindung von Installationen oder Exponaten, mit denen die Zuhörer interagieren können, um die Predigtthemen erfahrbar zu machen.
    Interaktive ProjektionDie Zuhörer interagieren direkt mit projizierten Bildern oder Texten, vielleicht durch Abstimmung, Markierung oder andere interaktive Technologien.
    Licht und FarbeEinsatz von Lichteffekten und Farben, um die Atmosphäre zu gestalten und verschiedene Teile der Predigt hervorzuheben.
    Mind MappingVerschiedene Ideen oder Konzepte sind miteinander verknüpft, ähnlich wie bei einem Mind Map, um komplexe Beziehungen und Verbindungen zu erkunden.
    MosaikDiese Struktur setzt sich aus verschiedenen „Stücken“ oder Abschnitten zusammen (z.B. Geschichten, Zitate, Schriftstellen), die scheinbar unzusammenhängend sind, aber zusammen ein vollständiges Bild oder eine vollständige Botschaft formen.
    Multimedia-EinsatzIntegration von Multimedia-Elementen wie Filmausschnitten, Animationen oder Audio-Clips zur Unterstützung und Bereicherung der Botschaft.
    ObjektlesungDie Verwendung von physischen Objekten oder Artefakten, die während der Predigt gehandhabt und besprochen werden, um konkrete Anschauungsmaterialien zu bieten.
    Performance ArtEinbindung von Elementen der Performance-Kunst, Tanz oder andere körperliche Ausdrucksformen zur Visualisierung der Botschaft.
    Piktografische StrukturEinsatz von Piktogrammen oder Symbolen, um die Hauptpunkte der Predigt visuell hervorzuheben und zu illustrieren.
    Virtuelle Realität / Augmented RealityNutzung von VR/AR-Technologien, um immersives Erleben von biblischen Geschichten oder theologischen Konzepten zu ermöglichen.
    VisuellDie Nutzung von visuellen Elementen wie Bildern, Videos oder Kunstwerken steht im Mittelpunkt dieser Struktur. Die visuellen Elemente werden verwendet, um die Botschaft der Predigt zu verstärken und zu illustrieren.

    Reflektierende und Meditative Strukturen

    Bildliche ReflexionVerwendet kraftvolle, bildhafte Sprache oder Poesie, um die Sinne anzusprechen und die Zuhörer zu einer tieferen emotionalen und geistigen Reflexion zu führen.
    Existentielle ExplorationTaucht in existentielle Themen des Lebens, des Todes, der Sinnhaftigkeit und der Existenz ein, und ermutigt die Zuhörer, ihre eigenen Erfahrungen und Überzeugungen zu erkunden.
    GebetszentriertDie Predigt ist um verschiedene Formen des Gebets aufgebaut, wie Lobpreis, Bekenntnis, Dankbarkeit, und Fürbitte, und lädt die Gemeinde zum persönlichen und gemeinschaftlichen Gebet ein.
    Kontemplative ReflektionDie Predigt wird durch eine tiefgehende, langsame Reflektion über einen bestimmten Text oder ein bestimmtes Thema gestaltet, wobei das Augenmerk auf der inneren Erleuchtung und Transformation liegt.
    KreisförmigDiese Struktur kehrt wiederholt zu einer zentralen Idee oder einem Thema zurück, wobei jede Wiederholung eine tiefere oder erweiterte Perspektive bietet.
    LabyrinthÄhnlich einer narrativen Struktur, aber komplexer und oft mit unerwarteten Wendungen und Entdeckungen, die die Zuhörer zu einer tieferen Wahrheit führen.
    Liturgische ReflexionBaut die Predigt um liturgische Elemente, Rituale oder Sakramente herum auf und vertieft das Verständnis und die Wertschätzung ihrer symbolischen und spirituellen Bedeutung.
    MeditativDiese Struktur kann sich auf das Nachdenken und die Meditation über einen bestimmten Text, Gedanken oder Gebet konzentrieren. Es ist oft leiser und reflektierender und zielt darauf ab, die Zuhörer in eine tiefere persönliche Reflexion zu führen.
    Musikalische MeditationNutzt Musik, Lieder oder Hymnen, um die Zuhörer in eine tiefere Reflektion über das Thema oder die Schriftstelle zu führen.
    Mystische EinheitFokussiert auf die Erfahrung der göttlichen Präsenz und Einheit mit dem Göttlichen, oft durch metaphorische oder symbolische Sprache.
    Natur- und SchöpfungsbezogenZieht Parallelen zwischen der natürlichen Welt und spirituellen Wahrheiten, und lädt zur Reflexion über die Verbindung von Mensch, Natur und Göttlichem ein.
    Reise der SeeleFührt die Zuhörer auf eine innere Reise der Selbstentdeckung und spirituellen Erleuchtung, inspiriert durch verschiedene spirituelle Traditionen.
    Stille MeditationIntegriert Perioden der Stille und der Ruhe, um den Zuhörern zu helfen, sich zu zentrieren und über die vorgestellten Ideen nachzudenken.

    Kontrastierende und Komparative Strukturen

    DichotomieDie Predigt teilt ein Konzept in zwei entgegengesetzte Teile und untersucht sie individuell, bevor sie zu einem abschließenden Gedanken kommt.
    Einzelne/GemeinschaftBetrachtet die Dynamik zwischen individuellen und gemeinschaftlichen Erfahrungen, Verantwortlichkeiten und Beziehungen.
    Gesetz/GnadeEin häufiges Thema in der christlichen Theologie, das die Unterschiede und die Beziehung zwischen Gesetz und Gnade untersucht.
    Licht/SchattenEine Predigt, die die Themen Licht und Dunkelheit, Gut und Böse oder Wissen und Unwissenheit kontrastiert.
    ParadoxDiese Struktur spielt mit scheinbaren Widersprüchen oder Spannungen in der Schrift oder im christlichen Leben und erforscht, wie diese zu einem tieferen Verständnis der Wahrheit führen können.
    ParallelZwei oder mehr Ideen oder Geschichten werden parallel zueinander geführt, um Unterschiede und Gemeinsamkeiten aufzuzeigen.
    These/AntitheseAufbauend auf der dialektischen Methode, wo eine Idee (These) einem entgegengesetzten Konzept (Antithese) gegenübergestellt wird.
    Tradition/InnovationKontrastiert traditionelle Ansichten oder Praktiken mit modernen, innovativen Ansätzen.
    Vergleichend/KontrastierendStellt zwei Ideen, Geschichten oder Konzepte gegenüber, um einen Punkt zu verdeutlichen.
    Verschiedene PerspektivenDie Predigt wird aus mehreren Blickwinkeln erzählt, um ein rundes Bild des Themas zu bieten.
    Vorher/NachherDieses Format konzentriert sich darauf, die Veränderungen oder Transformationen zu erkunden, die durch ein bestimmtes Ereignis oder eine Erfahrung eingetreten sind.
    Weltlich/GeistlichUntersucht den Kontrast zwischen weltlichen und geistlichen Ansichten oder Erfahrungen.
    Wissen/GlaubenUntersucht den Unterschied oder die Beziehung zwischen dem, was wir wissen (oder zu wissen glauben), und dem, was wir glauben.

    Kreative und Künstlerische Strukturen

    Brief-FormatDie Predigt ist wie ein Brief strukturiert, mit einer Einleitung, einem Hauptteil und einem Abschluss, ähnlich wie in den paulinischen Briefen des Neuen Testaments.
    ImprovisationDie spontane Schaffung und Darstellung von Inhalten, oft durch Storytelling, Musik oder andere künstlerische Ausdrucksformen, um die Predigt lebendig und spontan zu gestalten.
    InstallationskunstDie Schaffung von Kunstinstallationen oder dreidimensionalen Umgebungen im Gottesdienstraum, die die Zuhörer in eine immersive Erfahrung der Predigtthemen einbeziehen.
    InterdisziplinärDie Kombination verschiedener künstlerischer, wissenschaftlicher und philosophischer Disziplinen, um eine reiche, multidimensionale Erfahrung der Botschaft zu ermöglichen.
    KathedraleHier werden verschiedene „Räume“ oder Abschnitte geschaffen, die jeweils einen einzigartigen Fokus oder eine einzigartige Atmosphäre haben, ähnlich den verschiedenen Kapellen oder Räumen in einer Kathedrale.
    Kinetische und BewegungsbasierteDie Verwendung von Bewegung und Körperlichkeit, eventuell durch Tanz oder gestische Sprache, um die Botschaft dynamisch und physisch zu vermitteln.
    Malerei und Bildende KunstDas Erschaffen oder Präsentieren von Gemälden, Skulpturen oder anderen Kunstwerken während der Predigt, die die spirituellen Themen visuell darstellen und interpretieren.
    Multimedia-IntegrationDie Verwendung von verschiedenen Multimedia-Elementen wie Videos, Musik, Audioaufzeichnungen oder Animationen, um die Predigt zu bereichern und die Botschaft zu veranschaulichen.
    Musikalische HarmonieDie Integration von Live-Musik oder komponierten Musikstücken, die mit den verbalen Elementen der Predigt interagieren und harmonieren, um die emotionale und spirituelle Tiefe zu erhöhen.
    Mystisch und KontemplativDie Schaffung einer atmosphärischen, oft meditativen Umgebung, die spirituelle Mysterien und Tiefen auf intuitive und erfahrungsorientierte Weise erkundet.
    Performance-KunstDie Integration von Performance-Elementen, wie Tanz, Bewegung oder theatrale Darbietungen, um die Botschaft auf eine dynamische und erlebnisorientierte Weise zu vermitteln.
    Poesie und LyrikDie Einbindung von Poesie oder lyrischen Elementen, um tiefere emotionale und ästhetische Erfahrungen zu ermöglichen und die spirituellen Themen auf künstlerische Weise zu erkunden.
    SymphonischWie ein musikalisches Werk bewegt sich diese Struktur in „Bewegungen“, die jeweils einen unterschiedlichen Ton, Fokus oder Stil haben, aber zusammen ein harmonisches Ganzes bilden.

    Herausfordernde und Aufrüttelnde Strukturen

    AppellierendBaut die Predigt um einen starken Appell oder Aufruf zur Aktion auf, der dazu dient, die Zuhörer zur sofortigen Reaktion oder Veränderung zu motivieren.
    DiagnostischIdentifikation und Analyse von spirituellen, moralischen oder sozialen Problemen in der Gemeinschaft, gefolgt von konkreten Lösungen.
    EnthüllendAufdeckung von unbequemen Wahrheiten oder verborgenen Aspekten des Glaubens und der Spiritualität, um die Zuhörer zur tieferen Selbsterforschung zu führen.
    KonfrontativDirekte Ansprache von kontroversen oder schwierigen Themen mit dem Ziel, die Zuhörer zur Auseinandersetzung und Reflexion zu bewegen.
    ProphetischFokussiert sich darauf, eine herausfordernde oder aufrüttelnde Botschaft zu vermitteln, oft mit einem Appell zur Umkehr, Veränderung oder Aktion.
    ProvokativEinführung provokanter Ideen oder Fragen, die die traditionellen oder etablierten Überzeugungen in Frage stellen, um zum Nachdenken und zur Diskussion anzuregen.
    ReformativBetonung der Notwendigkeit der Reformation und Erneuerung in bestimmten Bereichen des Glaubens, der Kirche oder der Gesellschaft.
    RevolutionärPräsentation radikaler oder transformierender Ideen, die die Zuhörer herausfordern, ihre Weltanschauung und Handlungen zu überdenken.
    TestimonialVerwendung von kraftvollen Zeugnissen oder Erfahrungsberichten, die die Zuhörer herausfordern, ihre eigenen Überzeugungen und Lebensweisen zu überprüfen.
    TransformationsorientiertFokus auf die Notwendigkeit der persönlichen und kollektiven Transformation, unterstützt durch spezifische Schritte und Aktionen.
    VisionärDarstellung einer inspirierenden und herausfordernden Vision der Zukunft, die die Zuhörer motiviert, über das Status quo hinaus zu denken und zu handeln.
  • Konfiprojekt: Akustische Kirchenführung

    Ich habe letztens für 4-6 Konfis eine akustische Kirchenführung geplant. Wir hatten 120 Minuten Zeit. Zur Verfügung standen zwei Ton-Aufnahmegeräte, ein iPad und entsprechendes Zubehör wie Kopfhörer und Halterungen.

    Das Projekt kann den Konfis zunächst die grundlegenden Basics vermitteln – sowohl technisch (wie benutzt man ein Aufnahmegerät oder Handy für diesen Zweck) als auch die Kirchenpädagogik (was ist ein Altar, eine Kanzel, ein Taufbecken etc.).

    Wenn ihr das Projekt weiterdenken wollt, könnte man z.B. die Aufnahmen, die an den verschiedenen Standorten in eurer Kirche entstehen, auf einen Webserver laden und die Mp3-Dateien mit QR-Code verlinken. Dann können Besucher*innen die Aufnahmen in der Kirche mit einem Smartphone aufrufen und anhören.

    Im Folgenden eine einfache Konfi-Einheit, die ihr gerne als Projekt o.ä. einsetzen könnt. Bei Fragen meldet euch gerne bei mir.

    Man kann diese Aufnahmen natürlich auch draußen machen.

    Vorbereitung (15 Minuten)

    1. Einführung (5 Min.): Erkläre das Ziel der Einheit und was mit der akustischen Kirchenführung erreicht werden soll.
    2. Technik-Check (5 Min.): Stelle sicher, dass alle Geräte funktionieren.
    3. Gruppenbildung (5 Min.): Teile die Konfis in Gruppen, jede mit einem Aufnahmegerät. Es bieten sich pro Gruppe 2-3 Konfis an.

    Phase 1: Recherche und Planung (25 Minuten)

    1. Stationen festlegen (10 Min.): Als Gruppe entscheiden, welche Orte in der Kirche aufgenommen werden sollen (Altar, Orgel, Taufbecken, etc.)
    2. Rollen verteilen (5 Min.): Wer ist Sprecher, wer kümmert sich um die Technik, etc.
    3. Skript oder Stichpunkte erstellen (10 Min.): Kurze Notizen machen, was an jeder Station gesagt werden soll. – Das kann ggf. in einer anderen Konfistunde vorbereitet werden.

    Phase 2: Aufnahme (40 Minuten)

    1. Testaufnahme (5 Min.): Kurze Aufnahme zur Überprüfung der Tonqualität.
    2. Stationen ablaufen und aufnehmen (35 Min.): Jede Gruppe nimmt ihre zugewiesenen Stationen auf.

    Phase 3: Review und Nachbearbeitung (25 Minuten)

    1. Anhören der Aufnahmen (10 Min.): Jede Gruppe hört ihre Aufnahmen an und diskutiert Verbesserungsmöglichkeiten.
    2. Nachbearbeitung (10 Min.): Falls notwendig, Aufnahmen mit dem iPad/Laptop bearbeiten.
    3. Abschlussbesprechung (5 Min.): Was hat gut funktioniert, was könnte verbessert werden?

    Abschluss (15 Minuten)

    1. Zusammenführung der Aufnahmen (5 Min.): Füge die Aufnahmen zusammen. – Kann auch später geschehen.
    2. Abschlussrunde/Verabschiedung (10 Min.): Feedback zur Einheit und Besprechung der nächsten Schritte (z.B. wie und wo wird die Führung veröffentlicht). Ggf. einen Termin für den Zusammenschnitt vereinbaren.

    Tipp: Vergesst nicht, während der gesamten Einheit Fotos oder kurze Videos für die Dokumentation zu machen. Damit kann z.B. im Gemeindebrief, auf der Webseite eurer Gemeinde oder auf einem Schild in der Kirche das „Making Of“ dokumentiert werden.

    Viel Spaß und gute Aufnahmen!

  • Karteikarten mit ChatGPT: Schneller lernen mit KI

    Karteikarten mit ChatGPT: Schneller lernen mit KI

    Aus meinem Theologiestudium weiß ich noch — gerade aus dem ersten und zweiten Examen — wie nervig und zeitaufwendig das Erstellen von Lernkarten war. Klar, das ist Teil des Lernprozesses, aber mich hat das Schreiben und Formulieren der Lernkarten häufig abgehalten und demotiviert.

    Daran habe ich mich neulich erinnert. Aus Interesse bat ich ChatGPT, mir Karteikarten zum Thema „Ockhamsches Rasiermesser“ zu erstellen.

    Schreibe Karteikarten für einen Lernkasten zur Vorbereitung auf eine Prüfung in [Fachgebiet]. Das Thema: [Thema].

    Was ich bekam, waren klare und präzise Karteikarten, die von der Grunddefinition bis zu Anwendungen und Kritiken reichten.

    Und das Beste daran? Wenn du die Karteikarten in einem bestimmten Format benötigst, wie z.B. für die Lernsoftware Anki, ist das auch kein Problem. Mit einer einfachen Anfrage an ChatGPT hatte ich schnell alles im CSV-Format.

    Erstelle eine CSV Datei aus den Karteikarten, sodass ich sie in Anki importieren kann.

    Stell dir vor, welche anderen Themen du so blitzschnell in Karteikarten umwandeln könntest. Ob Chemie, Geschichte oder Sprachen – du entscheidest.

    Ich habe die Karteikarten relativ schnell und simpel erzeugen lassen. Wie du in meiner PrediGPT Anleitung lesen kannst, sind kurze und einfache Prompts in der Regel oberflächlich und nicht besonders tiefgehend. Es bietet sich an, nach der Angabe des Themas ChatGPT noch mit weiteren Angaben zu „füttern“, z.B. indem du einige Lernnotizen in den Prompt kopierst, kurze Ausschnitte aus einem Lerntext einfügst oder die grundsätzliche Gliederung der Karten angibst. Auch kannst du nach der Erstellung von Karten auch weitere Karten anfordern.

    Probier es aus. Entdecke, wie ChatGPT dein Lernen unterstützen kann. Wenn es dir so geht wie mir damals: Es könnte vielleicht der kleine digitale Anschubser sein, den du brauchst, um dich endlich ans Lernen zu setzen.

    Viel Spaß dabei und bis bald!

    Link zum GPT4-Chat: https://chat.openai.com/share/81284c89-3b6a-4007-a262-0c9368b6d248

  • Predigt schreiben mit ChatGPT

    Einleitung

    Ich möchte dich auf eine spannende Reise mitnehmen, auf der du die Funktionen von ChatGPT entdecken wirst. Ein Werkzeug, das ein enormes Potenzial für deine homiletische Arbeit birgt – und das über das bloße „Ich schreibe damit eine Predigt“ weit hinausgeht. Aber warte, lass uns einen Schritt zurückgehen und dir zunächst einen kleinen Vorgeschmack auf das Abenteuer geben, das dich erwartet:

    • In diesem Google Doc lüften wir den Vorhang für die Kulissen unserer Gottesdienstpodcasts. Schau dir an, wie das redaktionelle Endprodukt (Predigt und Gebete) nach unserer Bearbeitung aussieht.

    Neugierig geworden? Dann warte nur, es gibt noch mehr!

    Im Anschluss an diesen Artikel findest du eine herunterladbare PDF-Datei. In dieser kannst du einen Deep-Dive-Workshop durchführen. Aber warum ist all das für dich relevant?

    ChatGPT ist mehr als nur ein weiteres technisches Werkzeug. Es kann dich in deiner Arbeit unterstützen, indem es dir hilft, neue Einsichten und Perspektiven zu erlangen. Es kann dich inspirieren, neue Ideen zu entwickeln, und dir helfen, deine Botschaften auf kreative und überzeugende Weise zu vermitteln. All das mit dem Ziel, dich in deiner wichtigsten Aufgabe zu unterstützen: der Weitergabe deines Glaubens.

    Solltest du also bisher noch skeptisch gegenüber Technologie gewesen sein, lade ich dich ein, ChatGPT eine Chance zu geben. Entdecke selbst, welche Möglichkeiten sich dir eröffnen können. Bleib dran – es wird spannend!

    Den Deep-Dive-Download herunterladen

    Hier gelangst du zum Workshop als PDF.

    Weiterarbeit mit dem Ergebnis

    Du wirst bei der Arbeit mit ChatGPT merken, dass nicht jedes Ergebnis deinen Geschmack trifft. Sieh ChatGPT daher besser als eine kreative Predigthilfe als eine „Maschine für fertige Predigten“. Auch die KI nimmt dich nicht aus der Pflicht, verantwortlich und eigenständig hinter einer Predigt zu stehen. Je mehr Details, Kraft und Liebe du in die Vorbereitung der Befehle steckst, desto brauchbarer wird auch das Ergebnis. An einem letzten Korrigieren kommst du in keinem Fall vorbei.

    Bei Fragen zum Prozess und zum Austausch über den Sinn/Unsinn von KI in der homiletischen Arbeit stehe ich dir gerne Rede und Antwort. Ich freue mich, von dir und deinen Erfahrungen zu hören.

    Viel Spaß bei der Verwendung von ChatGPT!

    Hier findest du übrigens das fertige Ergebnis im Podcast: Link zur Podcast-Episode

  • Was ist mir heilig?

    Was ist mir heilig?

    Ein Statement / eine Predigt, gehalten im Rahmen der Gottesdienstreihe „Was ist uns heilig?“ der kath. St. Marien-Gemeinde Delmenhorst.

    Danke, Guido, für diese Frage: Was ist mir heilig?

    Da muss ich in meiner Vergangenheit anfangen. Heiligkeit ist ein Thema, das für mich lange schwierig und fremd war. Ich bin in meiner Schulzeit und frühen Studienzeit davon geprägt worden, dass „Heilige anbeten verboten” sei, und das hat mir den Zugang zum Heiligen erschwert.

    Ich habe lieber weggeguckt als hingeschaut.

    Doch irgendwann stellte ich mir die Frage: Wer sind diese Heiligen eigentlich? Und was haben sie mit mir zu tun? Und dann gibt es auch Dinge und Sachen, die heilig sein können – zum Beispiel im Abendmahl.

    Was geschieht mit der Materie aus Oblate und Wein nach der Einsetzung?

    Ist es eine Erinnerung an das Handeln Gottes?
    Ist Gott in der Austeilung mittendrin unter uns?
    Oder werden die Objekte zu Manifestationen der Heiligkeit Gottes?

    Fragen, die zur Spaltung von Kirchen geführt haben. Das tut mir weh.

    Ich persönlich fremdele damit, wenn das Heilige auf fehlbare Menschen oder vergängliche Sachen angewendet wird.

    Wenn ich über Heiligkeit in Bezug auf Gott nachdenken, wird es leichter.

    Denn das Handeln Gottes an den Menschen ist vollkommen und gut – in einer Weise, wie wir Menschen es niemals nachahmen können.

    Ich habe überlegt, wie ich meinen Standpunkt zum Heiligen heute Abend verdeutlichen kann. Dann kam ein lieber Mensch, der Heiner, und hatte eine Frage an mich:

    „Sag mal, Christoph, du bist doch evangelisch. Warum bekennt ihr eigentlich, dass ihr an die Gemeinschaft der Heiligen glaubt. Was bedeutet das für dich?“

    „Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen.“

    So oft habe ich dieses Bekenntnis schon gesprochen, und wie oft habe ich mich das selbst gefragt: Wer sind diese Heiligen überhaupt.

    Diese Frage hat mich nicht losgelassen und ich will versuchen, den Antworten auf die Spur zu kommen.

    Also: Augen öffnen für das Heilige.

    Zunächst eine Begriffsklärung, wer Heilige sein können:

    Der Theologe Nathan Söderblom versucht es so: „Heilige sind Menschen, durch die es den anderen leichter wird, an Gott zu glauben.”

    Das erscheint mir schlüssig.

    Und wie sieht das meine Kirche sonst?

    In der evangelisch-lutherischen Kirche schauen wir auf das Heilige aus verschiedenen Perspektiven. Wir glauben daran, dass nur Jesus Christus als Mittler zwischen uns und Gott fungieren kann, deshalb ist es problematisch, Heilige um Hilfe zu bitten.

    Aber trotzdem können wir auch Positives mit den Heiligen verbinden.

    Wir können uns an sie erinnern, um unseren Glauben zu stärken. Die Kirche verstehen wir als eine Gemeinschaft mit Christus und mit allen Märtyrern und Heiligen, die bereits das Heil innehaben. Doch das Ganze geht nicht nur um die Vergangenheit, sondern auch um die Gemeinschaft der Menschen hier und jetzt.

    Augen auf für die Gemeinschaft! Ist das so einfach?

    Manchmal fühle mich ein wenig wie der Blindgeborene in Joh 9:

    Angesichts des Leidens und der Fehler auf dieser Welt, sehe ich die Heiligkeit Gottes nicht mehr, versinke in unheiligen Gedanken, Worten, Taten.

    Ich sitze sozusagen unbeteiligt am Straßenrand, die Augen geschlossen, hoffnungslos, deprimiert.

    Doch dann kommt Jesus vorbei.

    Er nimmt sich Zeit für mich, bereitet ein Heilungsrezept vor.

    Jesus weiß um den Brei, der sich mein „Leben” nennt. Er weiß um das Chaos in mir, er weiß vom un-heiligen in meiner Seele.

    Und Jesus weiß um den Brei, der mir die Augen öffnet. Die Augen öffnet für das Heilige. Jesus zeigt mir auf, dass ich fehlbar bin.

    Trotzdem bin ich in seinen Augen Teil der „Gemeinschaft der Heiligen”. Er trägt die Sünde, die ich nicht alleine tragen kann. Er wehrt das Unheilige ab.

    Die evangelische Kirche im Kirchenkreis Delmenhorst/Oldenburg-Land macht die Augen auf für neue Wege, um die „Gemeinschaft der Heiligen” auch im digitalen Raum anzusprechen.

    Seit Anfang letzten Jahres arbeite ich als sogenannter „Digitalpfarrer” oder „Elektropastor” im Kirchenkreis. Zu meinen Aufgaben gehört es, die Gemeinden vor Ort mit der Hilfe digitaler Möglichkeiten zu vernetzen und auf Social Media andere von Kirche zu begeistern.

    Was ist mir bei dieser Arbeit heilig?

    Das Evangelium: Gott liebt die Welt und sandte seinen Sohn, um uns von der Sünde zu befreien. Ich möchte diese Botschaft analog und digital teilen.

    Würde und Wohl jedes Menschen: Im Internet können Hass und verbale Gewalt Menschen verletzen. Ich möchte einen sicheren Social-Media-Raum schaffen, in dem du du selbst sein kannst.

    Aufrichtigkeit: In einer Welt, in der das Laute und Schrille herrschen, möchte ich ehrlich bleiben, zuhören und aufeinander achten.

    Gemeinschaft und Beziehungen: Als Christinnen und Christen sind wir dazu berufen, in Beziehung zu leben und uns zu unterstützen. Ich möchte echte Beziehungen aufbauen und Menschen helfen, in ihrer Beziehung zu Gott und anderen zu wachsen.

    Und das alles kann ich nicht allein tun.

    Dass wir als Gemeinschaft zusammenkommen und Gott loben und preisen, seine Heiligkeit anbeten, das ist nicht selbstverständlich. Ich bin dankbar, wenn wir gemeinsam wirken können.

    Vor ein paar Wochen haben wir in der 12 Apostel Kirche einen digitalen Gottesdienst mit einer Kirche in Graz gefeiert. Wir haben gemeinsam gefeiert, als ob wir in einem Kirchgebäude wären — also: Zwei Kirchen, ein Gottesdienst.

    Als „Gemeinschaft der Heiligen” wurden wir über das Internet zusammengebracht. Wir haben uns ermutigt und gestärkt.

    Der digitale Raum braucht wie der analoge gegenseitige Liebe, Vergebung und Vertrauen. Als Digitalpfarrer sehe ich es als meine Aufgabe, diese Werte zu fördern und dazu beizutragen, dass die digitale Gemeinschaft der Heiligen eine positive und stärkende Erfahrung für alle Beteiligten bleibt.

    Ich will die Augen offen halten für das Heilige.

    Um es mit Epheser 5 zu sagen:

    Lasst uns im analogen und im digitalen Raum Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit verbreiten,
    uns fernhalten von Werken der Finsternis wie Hass und Gewalt.
    Lasst uns offen ansprechen, was der Heiligkeit entgegensteht, damit das Unrecht ans Licht kommt.
    Damit wir als Kinder des Lichts unsererseits Gottes Licht weitertragen. Und das Heilige bekannt wird.

    Ihr habt mich gefragt, was mir heilig ist.

    Es ist die „Gemeinschaft der Heiligen”, analog und digital. Real und handfest. Hell und klar.
    Mit offenen Augen.

    Amen.

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