Strukturideen für Predigten
Einleitung
Ich beschäftige mich in letzter Zeit intensiver mit der Art und Weise, wie ich Predigten schreibe. Denn durch meine Beschäftigung mit dem Predigtschreiben per KI stoße ich auf ganz neue Möglichkeiten. Zum Beispiel ist es für die Erstellung einer Predigtgliederung ziemlich einfach, die Künstliche Intelligenz mal um die eine oder um die andere Struktur zu bitten.
Moves & Structures
Eine Vorgehensweise, die in der Homiletik, also der Kunst und Theorie der Predigtgestaltung, und unter Pastor*innen größeren Anklang gefunden hat, ist die “moves & structures” Predigt. In Deutschland wurde sie durch die Arbeit von Martin Nicol und Alexander Deeg als “Dramaturgische Homiletik” bekannt. Eins ihrer bekanntesten Bücher ist “Im Wechselschritt zur Kanzel” (V&R ²2013).
Ich bin allerdings durch meine Arbeit mit ChatGPT darauf gestoßen, dass die KI zwar durchaus diese homiletische Vorgehensweise kennt (!!), aber das Trainingsmaterial auf der Arbeit der amerikanischen New Homiletic-Bewegung, insbesondere des 2017 verstorbenen Presbyterianers David G. Buttrick, basiert. Die folgenden Ausführungen basieren daher auf diesen amerikanischen Grundlagen.
Die Begriffe “moves” und “structures” werden in verschiedenen Disziplinen unterschiedlich verwendet, aber in der Homiletik haben sie spezifische Bedeutungen.
- Moves: In der Homiletik bezieht sich “moves” auf die Fortschritte oder Abschnitte einer Predigt, die den Hörer von einem Punkt zum nächsten führen. Ein “move” ist sozusagen ein Schritt in der Argumentation oder Erzählung, der dazu dient, den zentralen Punkt der Predigt zu unterstützen oder zu entwickeln. Es ist ähnlich wie ein Absatz in einem schriftlichen Essay, der eine bestimmte Idee oder einen bestimmten Punkt behandelt.
- Structures: “Structures” bezieht sich auf die Gesamtorganisation oder das Gesamtschema einer Predigt. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine Predigt zu strukturieren. Einige Predigten folgen einer linearen Struktur, bei der ein Punkt logisch zum nächsten führt. Andere können eine zyklische oder repetitive Struktur haben, bei der ein zentrales Thema oder eine zentrale Idee wiederholt aus verschiedenen Blickwinkeln behandelt wird. Manchmal folgen Predigten auch einer erzählerischen Struktur, in der eine Geschichte oder ein Zeugnis im Mittelpunkt steht.
Die effektive Verwendung von “moves” und “structures” in der Homiletik hilft dem*der Predigenden, die Botschaft klar und verständlich zu vermitteln und sicherzustellen, dass sie die gewünschte Wirkung auf die Zuhörer hat. Ein gutes Verständnis dieser Konzepte kann dazu beitragen, dass eine Predigt nicht nur theologisch fundiert, sondern auch rhetorisch wirkungsvoll ist.
Moves
Der Begriff “moves” in der Homiletik wurde stark durch die Arbeiten von David Buttrick beeinflusst. Er argumentierte, dass Prediger während einer Predigt “moves” oder “moves of thought” nutzen sollten, um die Aufmerksamkeit der Zuhörer zu halten und sie durch den Inhalt zu führen.
Jeder “move” hat dabei einen spezifischen Fokus oder eine spezifische Absicht. Hier sind einige Beispiele:
- Problematisierung: Der Prediger identifiziert ein menschliches Problem oder eine Frage, die durch einen biblischen Text oder eine theologische Wahrheit angesprochen wird.
- Illustration: Ein modernes Beispiel oder eine Geschichte wird verwendet, um einen Punkt zu verdeutlichen.
- Interpretation: Der biblische Text wird interpretiert oder erklärt.
- Anwendung: Die Bedeutung des Textes für das heutige Leben wird erörtert.
Die Idee hinter “moves” ist, dass eine Predigt nicht nur eine statische Darstellung eines biblischen Textes sein sollte. Stattdessen sollte sie dynamisch und beweglich sein, wobei jeder “move” dem Zuhörer hilft, den zentralen Punkt oder die Botschaft der Predigt besser zu verstehen.
Structures
Während “moves” sich auf die spezifischen Teile oder Abschnitte einer Predigt beziehen, beschreibt die “structure” die Gesamtorganisation dieser Teile. Einige gängige Strukturen sind:
- Deduktiv: Beginnt mit einer allgemeinen Aussage oder These und arbeitet dann auf spezifische Anwendungen oder Beispiele hin.
- Induktiv: Beginnt mit spezifischen Beispielen oder Geschichten und arbeitet auf eine allgemeine Schlussfolgerung oder Anwendung hin.
- Narrativ: Erzählt eine Geschichte oder ein Zeugnis, oft mit einem klaren Anfang, Mittelteil und Ende.
- Vergleichend/Kontrastierend: Stellt zwei Ideen, Geschichten oder Konzepte gegenüber, um einen Punkt zu verdeutlichen.
- Zyklisch/Repetitiv: Ein zentrales Thema oder eine Idee wird wiederholt und aus verschiedenen Blickwinkeln behandelt.
- Problem-Lösung: Identifiziert ein Problem und präsentiert dann eine Lösung, oft basierend auf einem biblischen Text oder einer theologischen Wahrheit.
Die Wahl der Struktur hängt oft von verschiedenen Faktoren ab: der Natur des biblischen Textes, der beabsichtigten Botschaft der Predigt, der kulturellen oder sozialen Kontext der Gemeinde und dem individuellen Stil des*der Predigenden.
Ein effektiver Einsatz von “moves” und “structures” hilft nicht nur, den Inhalt klar zu vermitteln, sondern ermöglicht es dem*der Predigenden auch, auf die Herzen und Köpfe der Zuhörenden einzugehen und sie zur Aktion oder Reflexion anzuregen. Es geht nicht nur darum, Informationen zu übermitteln, sondern auch darum, die Zuhörenden zu einer tieferen Beziehung mit Gott und zu einem verantwortungsbewussten christlichen Leben zu führen.
Strukturideen für die eigene Verwendung
Die folgenden Listen sind aus einem Chat mit ChatGPT entstanden, in dem ich die KI nach weiteren Vorschlägen für Structures bat. Die Liste war so umfangreich und interessant, dass ich sie dir gerne zur Verfügung stellen möchte.
Die Kategorisierung basiert auf den Gemeinsamkeiten in den Ansätzen, wie jede Struktur die Botschaft an das Publikum vermittelt. Jede Kategorie repräsentiert eine eigene Herangehensweise zur Kommunikation von Ideen, zur Engagement der Zuhörenden oder zur visuellen und emotionalen Darstellung der Botschaft.
Sie sind nicht nur für Moves & Structures-Predigten interessant, sondern auch für viele weitere Einsatzgebiete von Predigt und Liturgie relevant.