Gemeinschaft über Distanz: „…als ob wir alle in einer Kirche wären!“

Autoren: Friedrich Eckhardt (Graz) und Christoph Martsch-Grunau (Delmenhorst)

Am Sonntag, den 26. Februar, haben die Christuskirche Graz-Eggenberg und die 12 Apostel-Gemeinde Delmenhorst einen besonderen Gottesdienst gefeiert, der über eine Entfernung von mehr als 1000 Kilometern hinweg stattfand. Möglich gemacht wurde dies durch eine hybride Form des Gottesdienstes, die es beiden Gemeinden ermöglichte, miteinander verbunden zu sein, „als ob wir alle in einer Kirche wären“, so Pfarrer Friedrich Eckhardt aus Graz.

Die Idee für diesen innovativen Gottesdienst hatte Pfarrer Christoph Martsch-Grunau vom Digitalpfarramt des evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Delmenhorst/Oldenburg-Land. Die Begeisterung für die Idee war auf beiden Seiten sofort spürbar, und ein engagiertes Team von Ehrenamtlichen sorgte dafür, dass der Gottesdienst technisch reibungslos ablaufen konnte. Sogar das Abendmahl wurde gemeinsam mit der jeweils anderen Gemeinde gefeiert.

Zunächst gab es zwar ein paar Übertragungsschwierigkeiten, diese konnten sich aber mit ein paar Nachjustierungen schnell lösen. Mit der Zeit gewöhnte man sich immer mehr an die neue Situation. Es wurde gewunken und gelacht, die zahlreichen Besucherinnen und Besucher in beiden Gemeinden ließen sich gerne auf das Experiment ein. Es ist erfreulich, dass es auch mit der Orgelmusik geklappt hat, man konnte die Musik sehr gut hören und sogar mitsingen.

Der Gottesdienst bot den Mitfeiernden ein Gefühl der Gemeinschaft über Distanz hinweg und wurde von beiden Seiten als positiv und bereichernd empfunden. Eine Grundidee der Gemeindehybridgottesdienste ist es, dass sich jeder angeschlossene Raum auf seine Weise am Gottesdienst beteiligt, zum Beispiel durch eine Dialogpredigt oder eine Lesung oder mit Musik. Der Austausch zwischen den Gemeinden wird somit lebendig und aktiv gestaltet. Die Mitfeiernden brauchen sich um technische Details nicht kümmern: Sie setzen sich einfach in die Bank und feiern mit.

Pfarrer Martsch-Grunau sagt zum Konzept der Gemeindehybridgottesdienste: „Die Chancen sind klar: Mehr Menschen können sich an mehr Orten an Gottesdiensten beteiligen. Gemeindehybridgottesdienste sind keine passive Erfahrung, sondern ein lebendiger Austausch!“

Bei den Ehrenamtlichen im Gemeindekirchenrat 12 Apostel ist ebenfalls viel Begeisterung für die Idee zu spüren. Der Gottesdienst gibt nämlich Ansporn zu weiterführenden Ideen, wie das Konzept auch in anderen Bereichen umgesetzt werden kann. Für die Zukunft bieten sich zahlreiche Möglichkeiten für die Umsetzung dieses Konzepts, zum Beispiel für Gottesdienste mit Seniorenheimen, für gemeinsame Aktionen im Kindergarten oder für gemeindeübergreifende Angebote.

Auch in der Region sind die gewonnenen Erfahrungen ein Gewinn: Mit Hilfe eines überschaubaren technischen Aufwands können Kirchenräume so verbunden werden, dass es theoretisch möglich sein kann, dass ein/e Hauptamtliche/r Gemeinden verbinden kann, ohne wöchentlich mehrere Gottesdienste feiern zu müssen oder größere Entfernungen zurückzulegen.

Die Gemeindehybridgottesdienste bieten somit eine Chance für Gemeinden, die mit abnehmenden Ressourcen in der Gottesdienstlandschaft zu kämpfen haben. Durch die Verbindung von Gemeinden können mehr Menschen an mehr Orten an Gottesdiensten beteiligt werden. Es entsteht ein Gefühl der Zusammengehörigkeit und der Gemeinschaft, das über Entfernungen hinweg Bestand hat.

Bisher wurde in der evangelischen Kirche wenig über Gottesdienste dieser Art berichtet. Nun besteht auf jeden Fall die Möglichkeit, eine solche Feier gemeinsam zu erleben und zu genießen! Wenn Sie als Gemeinde Interesse an einer Feier mit uns haben, freuen wir uns sehr über eine Kontaktaufnahme. Wir haben es bewiesen: Distanz ist kein Hindernis.

Fazit: Es ist ein Gefühl der Gemeinschaft entstanden. Während der Dialogpredigt funktionierte die Tonübertragung, genauso wie beim gemeinsamen Sprechen des Glaubensbekenntnisses, bei den zwischen Graz und Delmenhorst aufgeteilten Einsetzungsworten zum Abendmahl. Friedrich Eckhardt berichtet von einem Moment, der ihn persönlich stark berührt hat: „Die Gemeinde der Christuskirche ist während des Gedenkens an ein verstorbenes Gemeindeglied aus Delmenhorst selbstverständlich aufgestanden, als ob an ein unsriges Gemeindeglied erinnert wird.“

Dank einer verrückten Idee, den Mut und Lust der Gemeinde und der Unterstützung Ehrenamtlicher, die während des Gottesdienstes die Technik bedienten, war es ein gelungener Gemeindehybridgottesdienst – das erste Mal, und ganz bestimmt nicht der letzte dieser Art.

Kontakt: Digitalpfarrer Christoph Martsch-Grunau, christoph.martsch-grunau@kirche-oldenburg.de

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