S01E01 Interview – Teil 4: Wie setze ich mich für Gerechtigkeit ein?

🎙 „Wir müssen alle fest zusammenhalten hier in Deutschland, damit wir das, was für uns wichtig ist, verteidigen, damit das bestehen bleibt. Denn wir leben hier in Frieden und Freiheit. Und das ist nicht selbstverständlich auf dieser Welt. … Man darf auf diesem Weg nicht empfindlich sein oder ja, zu leicht aufgeben. Es ist eine Sache, die man durchhalten muss, um für das zu kämpfen, was uns alle zusammen bringt.“

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Interview – Teil 4: Wie erreiche ich Gerechtigkeit?

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S01E01: „Was wird mir gerecht?“ to go! Teil 09 – Wie setze ich mich für Gerechtigkeit ein?
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Laura:

Claus, gibt es Dinge, die du am aktuellen Rechtssystem ändern würdest, oder bist du damit zufrieden? Und wenn ja, was würdest du ändern?

Claus:

Da könnte man mit Vorbereitung unendlich reden. Nicht, dass ich immer mit allem unzufrieden bin. Das ist gar nicht unbedingt der Fall. Mir fällt als erstes ein die Sache mit dem Demokratiegebot. Das ist ja auch ein Verfassungsprinzip. Das heißt, die Demokratie bringt ja viele Meinungen mit sich, die dann auch in manchmal langen Verhandlungen und Diskussionsrunden über eine lange Zeit manchmal brauchen, um zu einer Entscheidung zu kommen. Das hat eben die Vorteile, dass nicht irgendjemand das bestimmt, wie es in Diktaturen möglicherweise auch oder viel der Fall ist. Hat aber eben eine größere Rechtssicherheit Viele bedauern, dass diese Entscheidungsprozesse so lange gehen bei der Demokratie. Das ist ein kleiner Nachteil, hat aber den Vorteil, dass wir uns nicht der Gefahr laufen, uns von unserer Verfassung zu entfernen, indem wir einen Einzelnen entscheiden lassen. Gerade jetzt auf der Welt ist der, sage ich mal, der Trend, ich sage ganz vorsichtig Trend, eben eher zu Alleinentscheidern, so Alleinherrscher mit den verbundenen Risiken, die wir jetzt auch sehen: Russland, Ukraine. Was da passieren kann, für Grauenvolles. Deswegen bin ich zwar manchmal ein bisschen unzufrieden, dass ich sage: „Mein Gott, das dauert wieder lange, um das endlich zu entscheiden, ob da jemand irgendwie aus dem öffentlichen Haushalt 50 € mehr kriegt, die Familie oder nicht, das ist doch wenn sie sich das leisten können, sollen sie das doch machen und nicht so lange fackeln.“ Aber es hat eben auch seinen Grund. Also so massive Veränderungen habe ich jetzt wirklich nicht auf Lager.

Laura:

In dem Zusammenhang hätte ich noch eine Frage: Findest du, die Menschen in Deutschland sollten mehr entscheiden dürfen? Mehr gefragt werden? Weil oft hat man ja das Gefühl, dass das nicht passiert.

Claus:

Ja, da hast du ein gutes Thema angesprochen. Ich finde schon, dass die Bürger mehr beteiligt werden sollten, denn ich bin manchmal erstaunt, wie viel gutes Rechtsempfinden die Bürger auch haben. Die werden ja so ein bisschen manchmal von unseren Parlamentariern so ein bisschen entmündigt. So nach dem Motto: „Och, die wissen das nicht so genau. Wir wissen das eigentlich alle viel besser.“ Aber ich bin erstaunt, dass sie doch ein sehr gutes Rechtsempfinden haben und sich auch nicht so leicht betuppen lassen, würde jetzt  mein Vater sagen, also sich übers Ohr hauen lassen. Die wissen manchmal, was dahinter steht und deswegen sollten sie auch zu Wort kommen. Das finde ich gut. Das müsste man irgendwie verankern in bestimmten Verfahren, dass sie auch beteiligt werden. Man hat das ja zum Teil auch schon gemacht. In Bauverfahren, dass die dann auch mehr einbezogen werden die Nachbarn und so weiter. Und das sollte man ruhig vertiefen.

Laura:

Denkst du, wenn die Menschen selber mehr mitbestimmen dürfen oder die Bürger, dass dadurch auch einige Sachen vereinfacht würden und nicht alles so lange dauert.

Claus:

Ja, das könnte natürlich sein, dass das manchmal länger dauert, aber das müssen wir ein bisschen in Kauf nehmen, wenn wir Demokratie wollen. Und das ist auch was Wichtiges. Nach meiner Meinung nach gibt es da keine Alternative. Wenn wir alle freiheitlich leben wollen und in Frieden, dann müssen wir diese bittere Pille nur ein bisschen schlucken und es kommt durchaus auch manchmal viel dabei raus und es ist gar nicht so, so negativ zu sehen. Im Fernsehen kriegt man ja auch manchmal Meinungen von Personen mit. Die werden einem manchmal um die Ohren geknallt, aber ich bin manchmal erstaunt, dass es auch sehr diffizil ist, was sie, was der einzelne Bürger sich für Gedanken macht und die auch sehr zutreffend sind.

Christoph:

Also es gibt ja jetzt, das haben wir gehört, ganz viele juristische Möglichkeiten, demokratische Möglichkeiten sozusagen zur Gerechtigkeit zu gelangen. Was würdest du vielleicht sagen, wo der Glaube dabei helfen kann, wo vielleicht der Glaube besondere Ressourcen oder Ansichtsweisen hat, wo man sagen kann, damit kommen wir zu diesem Ideal der Gerechtigkeit näher. Also wirklich dran kommen kommen wir vermutlich nie. Aber wo würdest du das sagen? Aus deiner Erfahrung wo kommen wir dieser Frage „Was wird mir gerecht?“ irgendwie näher?

Claus:

Na ja, ich finde, der Glaube und ich hatte ja letztens – nur ein kleines Beispiel – an einem Friedensgebet in der Innenstadt am Samstag mal teilgenommen, mal wieder vollkommen überraschend. Vollkommen überraschend, weil ich überhaupt nicht wusste, dass das stattfindet. Ich bin da zufällig über einen Platz gegangen. Ich gehe in 20 Jahren vielleicht dreimal über diesen Platz, aber am Samstag, gerade zu der Zeit, ging ich darüber und denke: „Hey, hier ist was los“ und habe natürlich auch mitgemacht. Das war auch wunderbar und ich finde, solche Dinge regen die Menschen auch an, in positiver Weise, denn mich hat es dann auch sehr innerlich bewegt, was da ablief, dass alle doch sich so zusammentrafen und dort auch dieses Thema Frieden und Freiheit, Krieg in der Ukraine so angesprochen haben. Auch auf sehr anschauliche Weise. In dem auch so formuliert wurde: Was ist mit Krieg verbunden, zu was für schrecklichen Dinge führt das? Zu nichts und wieder nichts. Und da kann der Glaube, glaube ich, sehr richtungsweisend sein. Und schön finde ich eben auch, dass jetzt viele junge Menschen mehr angesprochen werden. Und mit einbezogen. Und da kann der Glaube sehr führend sein, überhaupt auch in der Vermittlung von Werten und Unterstützung. Das ist wir haben ja Gott sei Dank, ich sag mal eine sehr wunderbare Religionsgemeinschaft, nicht eine Religionsgemeinschaft, die manchmal zu ja wo ich mir manchmal nicht immer sicher bin, dass sie nur dem Frieden dient, sondern wo eben auch ich sage mal, eine Religion ist wichtig. Und wenn sie die Menschen unterstützt, wenn sie ihnen hilft, wenn ihnen eine Stütze gibt, und nicht, wenn sie irgendwie zu Maßnahmen gegenüber anderen Leuten ausruft. Das kann ich irgendwie nicht so nachvollziehen und das ist schon wichtig deswegen. In anderen Ländern bräuchte man vielleicht manchmal die Trennung zwischen Staat und Religion. Bei uns ist es so durchgeführt, aber bei uns stehen sich Staat und Religion näher. Weil sie eben gerade nicht voneinander abhängig sind und haben ein gutes Verhältnis, was auch jeder oder jeder Bürger so akzeptieren kann. Finde ich jedenfalls. Ich rede nur von mir.

Christoph:

Claus, wir haben uns ja heute dann auch mit der Frage getroffen: „Was wird mir gerecht?“ und was würdest du sagen, Claus, nach unserem Gespräch, was wäre deine vorläufige Antwort oder der Gedankengang, wie du diese Frage heute beantworten würdest?

Claus:

Ja, die Werte, die ich vertrete und die für mich wichtig sind, sind noch mal wieder aufgefrischt worden. Und ich habe immer einen Gedanken, den ich auch oft gegenüber Menschen ausspreche, die ich gar nicht kenne, die auch aus ganz anderen Religionsgemeinschaften oder von ganz anderen Teilen dieser Welt abstammen. Wobei es völlig unerheblich, woher das ist, wo sie herkommen, dass ich immer den Satz sage: „Wir müssen alle fest zusammenhalten hier in Deutschland, damit wir das, was für uns wichtig ist, verteidigen, damit das bestehen bleibt. Denn wir leben hier in Frieden und Freiheit. Und das ist nicht selbstverständlich auf dieser Welt.“ Und dass dies ein ganz wichtiger Satz ist und dass der Weg zu Gerechtigkeit also nicht die Gerechtigkeit ist, nicht auf einmal herzustellen, sondern es ist ein Weg dahin und wo sich immer wieder Fragen und Entscheidungen jeden Tag stellen dazu, diesen Weg einzuschlagen. Und man darf auf diesem Weg nicht empfindlich sein oder ja, zu leicht aufgeben. Es ist eine Sache, die man durchhalten muss, um für das zu kämpfen, was uns alle zusammen bringt. Und zusammenhält. Und das ist sehr wichtig. Und ich empfinde es so, dass auch viele Menschen, auch die gar nicht aus unserem Kulturkreis kommen, auch so denken. Die wissen, dass es hier eigentlich gut ist in Deutschland. Es ist nicht alles gut, das kann es auch nicht immer sein. Es kann auch nicht Gerechtigkeit in jeder Minute bei jedem Menschen geben. Das ist auch schwierig. Aber dass alle dafür auf dem Weg sein müssen und das hat mich heute noch mal bestärkt.

Laura:

Danke, Claus, dass du dir heute Zeit für uns genommen hast und wir die tollen Gespräche führen durften.

Claus:

Gerne.

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